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umliegenden Boden erhöhte Turnierplatz ist noch kenntlich. Innerhalb der ersten trennt
eine zweite Mauer vom Markte den eigentlichen Burghof, an dessen nordöstlicher Ecke ein
längliches Viereck von klafterdicken Mauern, die Burg, steht; mit den runden Eckthiirmen
ist sie eine Beste für sich und war die letzte Zuflucht der Insassen. Es muß auch der Feind
bis hierher gedrungen sein, denn der wuchtige eisenbeschlagene Flügel, mit dem noch jetzt
das spitzbogige, etwas erhöhte Thor geschlossen wird, hat Scharten und Einschnitte. Zur
Linken des geräumigen Bestibnls nimmt ein einziger großer Raum den Bau ein, zur
Rechten bildet ein kleineres Gemach den Kern zwischen zwei Gängen, die zu den Eckthürmen
führen. Die Disposition in den beiden Stockwerken ist der ebenerdigen gleich, nur siud
die Räume nicht in gleicher Ebene. Es ist bemerkenswerth, mit wie wenigen und auch nicht
besonders großen Räumen sich die Ritter und Burggrafen begnügten. Der riesige, ebenso
starke wie tapfere Erasmus vou Burgstall, der „die Türken sammt dem König Johannes
wacker geklopft", Obrist und Gnbernator von Ungnar, hanste in diesen, für den hoch-
gewachsenen Herrn auch niederen Räumeu. Erst im XVII. Jahrhundert wnrde unter
Beseitigung eiues Eckthurmes der sogeuauute Geueralsbau angefügt.
Im zweiten etwas jüngeren, aus dem ersten hervorgegangenen Typus der kraiuischeu
Burgbauten schließen feste Wohngebäude deu Hof von allen Seiten ein, an den Ecken und
wichtigeren Stellen ragen Rundthürme vor, die Gebäude sind zwischen den Thürmen
eingespannt. Die größte derartiger Bauten ist Seiseuberg in Unterkrain. Auf einem jäh
aus dem Gurkflusse sich erhebenden Bergvorsprung wachsen mächtige Mauern mit Erkern
und Erkerchen zwischen sieben vorspringenden Rundthürmen empor, ein breiter, eckiger
ragt nntten über die Masse der Dachflächen hinaus. Diese Thalsperre, „so überaus groß
und mit vielen runden Thürmen prangt", meint Valvasor, gibt einen Begriff von der
Macht und dem Reichthum der Auersperge, in deren Besitz sie in der Mitte des
XVI. Jahrhunderts gekommen und bis jetzt verblieben ist. Der große Hof ist ein unregel-
mäßiges längliches Viereck und abschüssig. Eine Freitreppe führt zn den geschlossenen
Gängen, welche die verschiedenen Tracte und Gemächer verbinden. Außen stellt sich die
Bnrg als einheitlicher Bau ohne Merkmale einer verschiedenen Entstehungszeit der
einzelnen Theile dar, doch beweisen der eckige hohe Thurm, welcher die umliegenden
Gemächer eigensinnig durchbricht, die winkelige«, ans- und absteigenden Gänge, ein wahrer
Irrweg, die Verschiedenheit in der Größe und Form der Fenster im Hofe, ferner ganz
kleine Wiukelhöfe, daß am Ban stets geändert und bis ins XVII. Jahrhundert fortgearbeitet
wurde. Um die Rundthürme gegen den Markt führt auf vorgekragteu Steinen eine Galerie,
der eine ist durch Guirlanden und Ornamente flachen Reliefs geziert.
Ein ähnlicher Bau, jedoch von geringerer Ausdehnung, ist die Bnrg Anersperg,
das Stammschloß des weitverzweigten Geschlechtes der Grafen und Fürsten, aus welchen«
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch