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Unebenheit des Bodens, die Vertheilnng und Forin der Grnndparcellen bedingt
Abweichungen von der vorgeführten Art der Anlage. Das Haus steht mit der Front zur
Straße, der Hof, zu welchem eine zweite Thür des Vorhauses führt, ist hinter dem Hause,
die Wirthschaftsgebäude, mit dem Hause parallel, bilden dessen zweite Seite. Auch im
rechten Winkel stoßen die Nebengebäude an das Wohnhaus, die dauu mit dem Zwinger
einen geschlossenen Hof bilden. Statt mit dem ersten Stock wird das Haus durch den
Anbau einer Kammer neben der Stube ebenerdig erweitert uud, da die gleiche Breite durch
das gauze Gebäude beibehalten wird, gewinnt-das Vorhaus eiue größere Tiefe und Platz
für eine kleine Küche, neben dem Speicher entsteht der sogenannte obere Keller. Auch solche
verbreiterte Häuser haben ein erstes Stockwerk in der Breite der Stube, sehr oft als
Blockbau; das Dach reicht hinten, an der Seite der Kammer, tief hinab, in der Front ist
es hoch und weit vorragend, es überdacht die um die Front- und Giebelseite des Ober-
baues geführte Holzgalerie. Das moosbedeckte Strohdach, auf welches die schattigen Äste
eines Nnß- oder Birnbaumes uiederhäugeu, die vom tieseu Braun ins Hellgran spielende
Farbe des Holzes, das Schattenspiel der Ausschnitte der Galerie nnd Verschalungen über
den weißeu Wäudeu verleihen einem solchen bäuerischen Heim auch malerischen Reiz.
Solcher Art Anlagen sind im oberen Savethal bis znr Neumarktler Feistritz, im
Pöllander- und Zeierthal üblich; in letzterem findet man Stuben von außergewöhnlicher
Größe mit nenn und zehn Fenstern, an welchen die Webestühle standen, als daselbst noch
Segeltücher für Trieft gewebt wurden. In der Ebene, die sich zwischen Bischoflack, Stein
und Laibach ausdehnt, wird der hohe Giebel selten, das Satteldach bekommt Schopsflächen
und behält sie durch das ganze Land bis an die kroatische Grenze.
In dieser Ebene ist ausnahmsweise die Ortschaft Winklern kein Gassendorf, indem
sich die Gehöfte der meist wohlhabenden Leute um einen Teich lagern. Auch das neue
Ideal des Bauernhauses ist iu dem der Landeshauptstadt näheren Theile dieser Gegend
erfunden worden, welches bei Um- und Neubauten, wenn nur möglich, verwirklicht wird.
Es ist einstöckig mit der Kammer und entsprechend breit, hat Giebelzimmer unter den
Schopsflächen des Schieferdaches; das Hausthor mit geradem Sturz umgeben Pfosten
aus dunkelgrauem Marmor, desseu mattgelasseue Flächen polirtes Ornament, die
vergoldeten Anfangsbuchstaben des Namens des Eigenthümers und die Jahreszahl der
Erbauung tragen. Über dem Thore erhebt sich aus dem Dach heraus eiu Risalit, welches
auch vorgebaut und durch zwei Säulen abgestützt wird. Es ist nicht zu leuguen, daß ein
solches Haus mit dem sauberen Verputz, den größeren Fenstern und grüueu Jalousien, an
einer Giebelseite das kleine Blnmengärtchen, welches mit einem dichten Holzgitter geschützt
ist, nett und freundlich aussieht und unter den älteren Gebäuden den Eindruck eiuer
sonntäglich geputzten Wohlhabenheit macht.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch