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starb. Seine Compositionen bestehen in Motetten, Hymnen, Liedern, darunter auch
Gesänge Martin Luthers, und wird denselben insbesondere nachgerühmt, daß sie contra-
punktisch meisterhaft gearbeitet sind. Die mit Jahreszahlen versehenen Ausgaben seiner
Compositionen datiren von 1533 bis 1544. Gehörte Prugkh dem Lande Krain nicht durch
Geburt an, so ist dies fast zweifellos der Fall bei dem berühmtesten krainischen Compositeur,
zugleich einem der bedeutendsten Contrapunktisten der zweiten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts, Jacobus Gallns oder nach der deutschen Benennung Jakob Hänel oder
Handl. Sämmtliche Geschichtsschreiber der Tonkunst lassen Gallus in Krain geboren sein,
ohne jedoch seinen Geburtsort selbst zu nennen. Soviel ist gewiß, daß seine Eltern
bemittelte Krainer waren, daß er um 1550 geboren, im Jünglingsalter Kapellmeister des
Bischofs von Olmütz und bald darauf kaiserlicher Kapellmeister wurde, daß seine äußeren
Verhältnisse sehr glücklich waren und er selbst zu den rechtschaffensten und wohlgebildetsten
Männern seiner Zeit gehörte, sowie daß er mit Hinterlassung eines Sohnes Martin am
4. Juli 1591 zu Prag verstorben ist. Die Strahower Bibliothek bewahrt eine ganze
Sammlung auf seinen Tod verfaßter Gedichte, beredte Zeugen der Beliebtheit, der sich
Gallus erfreute. Er erhielt vom deutschen Kaiser 1588 ein Privilegium zur Herausgabe
seiner Werke auf zehn Jahre. Denselben wird Größe der Conception, sowie künstlerische,
an Palästrina gemahnende Thematik und dabei Einfachheit und Innigkeit nachgerühmt.
Eine Eomposition von ihm, quvmockc» ivoritur Mstus", soll, wie Mendel erzählt,
neuerdings Repertoirstück des Berliner Domchors geworden sein.
Der dem krainischen Volke eigenthümliche musikalische Sinn äußert sich jedoch nicht
nur durch das Hervortreten einzelner bedeutenderer Namen, sondern auch durch die seit
Jahrhunderten bestehende Sorge, der Musik durch Errichtung von Schulen und
anderen Institutionen Pflegestätten zu bereiten. So lesen wir von einer landschaftlichen
Musikschule schon im XVI. Jahrhundert; der Abt von Sittich unterhielt in seinem
Kloster eine solche Schule; am 18. Juni 1652 errichteten die Jesuiten in Laibach eine
Musikgesellschaft. War das Strebeziel dieser musikalischen Lehranstalten zwar zunächst
kirchlichen Zwecken gewidmet, so wurde dadurch doch auch der Grund zur Entwicklung
der Musik überhaupt, also auch der weltlichen gelegt. So unterhielten die land-
schaftlichen Stände ein Musikcorps, die sogenannten „landschaftlichen Trompeter
und Heerpauker", das einen Theil der landschaftlichen Miliz bildete. Deßgleichen
unterhielt die Stadt Laibach für ihre Bürgermiliz ein eigenes Musikcorps, die sogenannten
„Stadtthnrner". Beide Corps verfielen allmälig ganz und aus dem Trompetersoude
wurden 1815 die Mittel zur Errichtung einer öffentlichen Musikschule entnommen. Im
Jahre 1702 fand die Musik in Laibach eine neue Heimstätte, die damals gegründete
philharmonische Gesellschaft, welche als Zeuge eines frühreifen Culturlebens
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch