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unserer Stadt bis auf den heutigen Tag fortbesteht und die älteste Musikgesellschaft
Österreich-Ungarns ist, 110 Jahre älter als die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien,
91 Jahre älter als das Confervatorinm in Paris. Zur Erklärung dieser gewiß auf-
fallenden Erscheinung muß man einen Blick werfen auf das Leben jener Zeit überhaupt,
auf das geistige Leben Laibachs insbesondere. Damals zogen die Söhne der Laibacher
Bürger an die Universitäten nach Italien, um sich für ihren künftigen Beruf in der Heimat
auszubilden, insbesondere häufig nach Bologna. Und mit dem Fonde reichen Wissens,
das sie dort gesammelt, brachten sie auch verfeinerte Sitten aus den Centren italienischer
Cultur in die Heimat zurück und gründeten wissenschaftliche und künstlerische Vereine, wie
sie solche in Italien kennen gelernt. So errichteten sie 1670 die ,8ocietas militaris", „die
streitende Gesellschaft", 1693 die „^caäeinia vperosorum- (beides wissenschaftliche
Vereine) und 1702 die ktiilokarmonievrum-. Die Chronik berichtet uns
hierüber: „Am 8. Jänner 1702 hat die ^cackemia der H. H. pkilotiarmonicornln
den Anfang genomben. Der Anfenger ist Herr I. Berthold von Höffer, bei dem sich
vierzehn eingefunden und den Schluß gemacht und ihme zum Direktor gesituirt." Und
weiter: „Am 30. Juli (desselben Jahres) hat die der H. H. ?kiloksrmoni-
eorum Ihre erste aets, puklica am Wasser Stromb Laybach mit Feyerwerch solemniwr
gehalten, welch acta zu sehen die ganze Stadt zugeloffen und alle Schliff biß auf
ein Dienst gehabt, auch nicht genug vorhanden waren, die leuth zu bedienen." Die
philharmonische Gesellschaft ist nun durch fast zwei Jahrhunderte der Träger des
musikalischen Gedankens in Stadt und Land, die Heimstätte der Musikpflege geblieben.
Eine rührende Episode in der Geschichte der Gesellschaft bildet die Thatsache, daß sie
im Jahre 1809, als Krain unter französische Herrschaft kam, ihre Thätigkeit gänzlich
einstellte, weil ihr das nützlicher schien, „als sich einem erzwungenen Vergnügen zu
unterjochen", und sie erst 1814 nach dem Abzug der Franzosen durch eine feierliche
Serenade wieder eröffnete, dem österreichischen Gouverneur Freiherrn von Lattermann
vor der festlich beleuchteten Burg dargebracht. Die Tage höchsten Glanzes jedoch sah
die philharmonische Gesellschaft im Jahre 1821, als Laibach Seine Majestät den Kaiser
Franz, den Kaiser von Rußland, den König von Neapel und mit diesen eine große
Anzahl von Staatsmännern, Diplomaten und hohen Würdenträgern anläßlich des hier
tagenden Congresses in seinen Mauern sah, wo deutsches Theater, italienische Oper und
philharmonische Concerte in bunter Reihe abwechselten und Künstler ersten Ranges in
letzteren mitwirkten. Die Concertzettelsammlung der Gesellschaft zeigt übrigens, daß
dieselbe mit Ausnahme einer italienisirenden Richtung in den Dreißiger-Jahren stets die
edelste Geschmacksrichtung bewahrt hat. Es konnte nicht fehlen, daß eine so alte und
stets rührige Musikgesellschaft allmälig die Sympathien der Mitwelt gewann und ihr
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch