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Abgründen vorbei, steil bergan oder bergab. Bis in unser Jahrhundert herein wurden
Lasten nur durch Saumrosse befördert. Selten gelangt man in ein Thal mit wirklich frucht-
barem Bodeu. Meilenweit sieht man öde Hutweiden, mit Steinen bedeckt, zwischen denen
nur Farrukraut wächst. Wo ein Fleckchen Erdreich sich zeigt, wird es fleißig mit Steinen
ummauert und ein Gärtchen für Flachs und Gemüse angelegt. Hargrüblein heißen solche
Gärtchen in Gottschee, wo noch das alte, nur im Oberdeutschen übliche Wort Har für
Flachs gebraucht wird. — In diesem Ländchen von etwa 13 Geviertmeilen wohnen nun
in 171 Ortschaften und Weilern gegen 25.000 Seelen. Ein deutsches Völklein in Urwalds-
Abgeschiedenheit, abgeschieden seit Jahrhunderten vom deutschen Geistesleben und doch
immer noch die besten Eigenschaften dentschen Wesens wahrend, die noch erhöhten Reiz
Bestandtheil von Krain. — Rundumher, wohin
Das gr°k° Swdtsi-g-l v°n G°.tsch°e (1471). er sich immer wende, sind des Gottscheers Nachbarn
Kroaten und Slovenen, so daß sich natürlich die
Frage aufdrängt: wann dieses deutsche Völkchen dahin gekommen und woher es gekommen?
Hier scheint nun Eine Thatsache vor Allem wichtig, daß nämlich in dem ganzen Ländchen
noch nirgends ein vorgeschichtlicher Fund gemacht worden ist, überhaupt keiner, der über
das XIV. Jahrhundert zurückreicht. Alle Annahmen von uralten Ansiedlnngen in der
Gegend haben sich als unhaltbar erwiesen. Während in den meisten Gegenden Krains, ja
selbst im Hochgebirge Oberkrains römische und vorgeschichtliche Alterthümer gefunden
wurden, der mittelalterlichen gar nicht zu gedenken, fand sich in Gottschee noch keine Spur
von dergleichen. Dieser Umstand gewinnt nun nicht wenig an Bedeutung durch eine
Urkunde, die von der ersten Ansiedlnng in Gottschee spricht und ausdrücklich hervorhebt,
daß diese Gegend noch vor kurzem für unbewohnbar galt. Der Patriarch von Aqnileja
verleiht in derselben dem Grafen Otto von Ortenburg den 1. Mai 1363 das Patronat
über Gottschee. Wir geben einen Auszug des lateinischen Schriftstückes in der Übersetzung:
„Wir Lndwig, Patriarch von Aqnileja, wollen die Kunde zn ewigem Gedächtniß bringen,
die an uns gelangt ist: daß in einigen Hainen und Wäldern an der Grenze von
erhalten durch alterthümliche Züge, die in dieser
Abgeschiedenheit sich erhalten haben. Dies gilt von
ihrer Sprache, ihren Sitten und Gebräuchen und
besonders von ihren Sagen und Liedern, in denen
sich eine tiefe, innige Volksseele ausspricht. — Zehn
Stunden südöstlich von Laibach liegt das Städtchen
Gottschee, das der Eiugeborne nur die S tad t
nennt, die Gottschee nennt er das ganze Ländchen,
auch das Laud. Er betrachtet es nicht als einen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch