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Krobatische" und in andere Gegenden zn gehen, Handel zu treiben. Es folgten weitere
ähnliche Begünstigungen des Hausirhandels 1571, 1596, 1774, 1780. Das arme
Ländchen, das so wenig fruchtbaren Boden hat, konnte nur erhalten werden durch deu
Handel nach außen, dem sich nahezu die gauze männliche Bevölkerung zuwandte, was das
Leben so eigenthümlich gestaltete. — Die Stadt, die jetzt gegen 1.500 Einwohner zählt, ist
ein freundlicher Ort, in dem nur das fürstlich Auersperg'sche Schloß bedeutend hervorragt.
Das Ländchen, das seit 1624 Grafschaft hieß, kam an die Fürsten Auersperg, unter denen
es 1791 endlich als Herzogthnm erscheint, indem der regierende Fürst Auersperg den
Titel eines Herzogs von Gottschee erhält.
Von der alten Tracht im XVII. Jahrhundert gibt uns noch ein Bild bei Valvasor
eine Vorstellung. Jetzt hat nur der weibliche Theil der Bevölkerung noch die alte Volks-
tracht. Zu Sonnweudeu (Johanni), was in Gottschee ^chumitteu heißt, kommen die
Männer gewöhnlich nach Hause. Jubel ertönt zu der Zeit überall und man erlebt das
merkwürdige Schauspiel, Männer zu sehen, mitunter in modernster Kleidung, mit Ringen
an den Fingern, goldenen Uhrketten, an der Seite von Frauen in einer Tracht aus ver-
gangeneu Jahrhunderten, die etwas Nvnnenhaftes hat und besonders eigenthümlich wirkt,
wenn sie in Scharen einhergehen. Ein weißes Tuch leicht um den Kopf, eine lange weiße
Tuchjoppe ohne Ärmel am Leib, die vorne offen ist. Darunter ein gefälteltes Hemd mit
einem rothen Gürtel gebuudeu. Rothe Strümpfe, schwarze Schuhe.
Diese ungleichen Paare sieht man nun besonders Sonntags in Scharen, oft auf
steilen Pfaden, nach oder aus der Kirche gehen. Die Gottfcheerin bleibt sich immer gleich
in ihrer einfachen Volkstracht, auch als Braut schmucklos. Bei alledem durchaus nicht
unfein in ihrem Wesen, daß man von mancher denken möchte, sie dürfe nur die Kleider
wechseln mit einer Städterin, nnd Niemand würde sie für eine Bäuerin halten. In jüngster
Zeit beginnt nun anch bei ihnen die städtische Kleidung einzudringen. — Der Gottscheer ist
stolz auf sein Volksthmn. Er will kein Krämer sein und rühmt sich des Vertrauens, das
man auf jeden Gottscheer setzen dürfe, ein Vertrauen, das in der That auch der Arme, der
ohne Capital auf die Wanderschaft geht, genießt und rechtfertigt. „Von einem Gottscheer
hat man nie was Schlechtes erfahren!" hört man sie oft selbstbewußt aussprechen. In der
That ist auch Treue und Redlichkeit im ganzen Ländchen zu Hanse.
Ans der Volksmundart wollen wir nur wenige Punkte hervorheben, um zn zeigen,
daß die Mundart von Gottschee eine Mischung ist von verschiedenen deutschen Mundarten,
die erst in Gottschee sich vollzogen hat. Wenn man Ausdrücke findet wie Ertag für
Dienstag, dankh für links, die für die baierisch-österreichische Mundart bezeichnend sind,
so möchte man die Mundart von Gottschee für baierisch-österreichisch halten. Wenn man
aber wieder bemerkt, daß andere echt baierisch-österreichische Formen, wie z. B. ees Werts
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch