Seite - 422 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8

422 Der Finger heißt: Regle, der Nagel: Schule (Schale); Wingarle bedeutet Ring, der Mund: Maul, das Maul: Käue u. s. f. — Das Wörterbuch von Gottschee, vom Ver- fasser dieses Artikels 1870 herausgegeben, gibt eingehende Auskunft über die Sprache. Die Orte sind den größeren Theil des Jahres über ohue Mäuuer, beinahe alle sind auswärts auf der Wander- schaft; zwei unserer Bilder zeigen hansirende Gottscheer. Mit Sehnsucht erwartet zu Johauui die Familie den Ate (Vater), denn die Vorräthe vom vergangenen Jahr gehen zu Ende. Der Mann bringt Geld, das er aus der Wander- schaft erworben. Er hilft auch die etwaige Erute heimbrin- gen. Das arme Weib hat oft mir mit größter Sparsamkeit bei harter Arbeit sich mit Kindern, Gesinde und Haus- vieh den Winter über durch- gebracht. Überall wird die Tüchtigkeit des Weibes in Gvttschee hochgerühmt. Es ist rührend, wenn man sieht, wie diese Weiber ihren heimkeh- renden Männern oft meilen- weit entgegengehen und einen weithin schallenden Freuden- schrei erheben, wenn sie ihn erblicken! Mit Demuth blicken sie an ihn hinan, tragen ihm das Reisegepäck, schirren das Pferd aus, führen ihn in das schöne Zimmer, das nur er zu bewohnen berechtigt ist. — Bei der Männerlvsigkeit des Landes den größeren Theil des Jahres über ist die Pflege des Gesanges Sache der Frauen. Dieser Umstand hat offenbar Orangen verkaufender alter Gottscheer in Wien.