Seite - 423 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8

423 auf die Eigenthümlichkeit des Volksgesanges in Gvttschee Einfluß gehabt. Mit typischer Monotonie der Singweise werden die ergreifendsten Balladen vorgetragen. In der Rockenstube im Winter, besonders im „Hinterland", werden Sagen und Märchen erzählt, Räthsel aufgegeben und besonders auch Balladeu gesungen, von denen oft die ganze Gesellschaft hingerissen wird mitzusingen, so daß kein einziges Spinnradchen mehr zu hören ist, bis die Bäuerin sich genöthigt sieht, ans Nachhausegeheu zu er- innern. — Besonders innige Züge bieten eine Reihe von Marienliedern, oft mit dich- terisch empfundenen Wendun- gen. Wenn es z. B. heißt: Keine Wolke steht am Himmel und doch fällt nieder kühler Thau, es ist nicht kühler Thau, es sind die Zährlein Marias. Sie geht in den Rosengarten, sie pflückt lichte Rosen, sie flicht sie znm Kranz. Wo will sie hin mit dem Kraiu? Sie will ihn hängen auf das heilige Kreuz! — Oder: Der Tag ist fort, die Nacht ist da, mein Jesus ist nicht gekommen. — Wer klopfet an so schaurig? Mach' auf, liebe Mutter mein! — ^ . Lrangen verkaufender junger Gottscheer in Wien. Mit linker Hand öffnet, nnt rechter empfängt sie ihn: Liebes Kind, wo warst dn? — Oder: Wohl dort auf grüuer Alm geht der Morgenstern auf, dort sitzet Maria, unsere liebe Fran. — Johannes, Johannes, du heiliger Mann, hast du nicht geseh'n Jesum, meinen Sohn? Ich hab' ihn