Seite - 424 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
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wohl geseh'n: mit Stricke« habe« sie ihn gebunden, mit Geißeln ihn gegeißelt, sie haben
ihn geschlagen an das heilige Kreuz, zwei Nägel in die Hände und einen in die Füße!
— — Neben solchen Marienliedern sind Lieder im Schwung, die an andere heilige
Personen gerichtet sind: an Paulus, die heilige Regina, den heiligen Martin, die heilige
Barbara, den heiligen Stesan zc. Überall entdeckt man poetische und sinnige Züge. Zum
Beispiel: Der heilige Stesan wird gesteinigt und liegt im Sterben; da kommen sein
Vater nnd seine Mutter nnd sein Bruder und fragen ihn: wem er seine Güter vererben
will? Da kam seine Geliebte nnd fragt nach seinen Wunden, nach seinen Schmerzen, und
er sagt: Dir und der heiligen Jungfrau will ich meine Güter vermachen, du hast nicht
gefragt nach meinen Güter», nur nach meinen Wunden und Schmerzen!
Als Übergang zu den eigentlichen Balladen stehe hier nur noch das Rekrutenlied:
Es ist heut ein Schreiben kommen,
Daß die Buben ins Heer müssen geh'n.
Es hatte Einer eine Schöne, eine Liebe,'
Die wollte mit ihm geh'n.
„So bleib' du Liebe daheim!"
„Daheim bleibe ich nicht;
Ich geh' wahrhaftig mit dir!"
„Wo wirst du, Liebe, denn dann hingeh'n,
Wenn ich ins Feuer muß rücken?" An der Seite will ich dir steh'n."
„Wo wirst du, Liebe, nur dann hingeh'n,
Wenn mich die Kugel wird treffen?"
„Wenn die Kugel dich wird treffen.
Mein Herze mir wird zerspringen."
„Wo wirst du, Liebe, nur dann hingeh'n,
Wenn dieTrommel zum Grab mir wird trommeln?"
„Wenn die Trommel zum Grab dir wird trommeln,
Werden die Glocken zum Grabe mir läuten."
„Wenn du ins Feuer mußt geh'n, !
Ein ebenso rührendes Seitenstück dieses Liedes hört man unter dem Titel: „Vom
grünen Majoran." Ein Mädchen wird von ihrem Geliebten gebeten, daß sie ihm zum
Abschied, da er auf die Wanderschaft geht, einen Strauß binde von Majoran. Der
Abschied, die Trennung überwältigt ihr Herz und naiv spricht sich der Gedanke aus, daß
sie ihn schmückt und er dann wohl auch einer Andern gefallen möchte:
Liebe, Liebe, bind' mir ein Sträußlein,
Ein Sträußlein von Majoran.
Wie will ich dirs binden,
Wenn mir die Zährlein heruutergeh'u?
Gleichwohl, gleichwohl will ich dir's binden,
Mit schwarzer Seide wird's gebunden sein, Daß dich werden seh'n
Die deutschen Dirnlein werden seh n.
So beug' dich nieder, hohes Berglein,
So heb' dich, heb' dich, tiefes Thal!
Daß ich sehe,
Wo mein Herzliebster wandern wird!
Mit einem silbernen Stecknadlein :
Und nun eine Gottscheer Ballade: „Die brave Stiefmutter".
Wie früh ist auf klein Lohndirnlein, Welch' wunderbarer Traum ist mir erschiene«!
Sie begibt sich zur Hauswirthin: Wer mir den Traum auslegen könnte!
„O Hauswirthin, ihr liebe mein, Alle Morgen geh'n mir zwei Sonnen auf
Tie Liebe, der Liebe sind in Gottschee immer die Bezeichnung von: die Geliebte, der Geliebte.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch