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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
Seite - 426 -
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426 So wuchs aus Tristans Grab eiue Rebe, aus Jsoldeus Grab eine Rose und Ähnliches kommt auch in schwedischen Liedern vor. In einem serbischen Liede wächst aus seinem Grabe eine Tanne, aus ihrem eiue Rose. Am nächsten unserem Liede steht ein slovenisches Lied: „Der Scheintodte", das in Anastasius Grüns Liedern aus Krain deutsch zu lesen ist. Es ist viel unvollständiger und kürzer. Der schöne Schluß fehlt ganz. Eine andere merkwürdige Ballade besingt sehr skizzenhaft einen gelösten Fluch. Die Geliebte verflucht den treulosen Geliebten, der ihr gesagt hatte, er habe schon eine andere Geliebte, die an seinem Hauptkissen sitzt. Sie wünscht ihm Krankheit, daß das Fleisch ihm vom Gebein faule und die Seele sich vom Leib nicht könne trennen. Dies tritt ein und er sendet nach der verlassenen Geliebten, daß sie komme, um den Fluch zu lösen. Es erinnert dies an Tristan, der verwundet liegt, gepflegt von Isolde Weißhand, und nach seiner ersten Geliebten, der blonden Isolde, sendet. In unserer Ballade erwiedert die Verlassene auf zwei Sendungen: Er hat schon eine andere Geliebte, die bei seinem Hauptkissen sitzet. Erst auf die dritte Sendung kommt sie und nun löst sich seine Seele und fliegt als Taube zum Himmel. So ist auch die Ballade vom Ulinger, dem Mädchen- mörder, in Gottschee zu Hause mit der schönen Variante, daß der Ritter auf die Frage der Entführten: was die Tauben singen (daß nämlich der Ritter schon eilf Jungfrauen umgebracht)? die Antwort gibt: sie singen so ein Lied, wie sie im Lande thun singen! — Das werthvollste Stück in literarischer Hinsicht ist aber die Ballade, die Bürgers „Lenore" hervorgerufen hat. Sie wird in Gottschee gesungen, und obwohl der Name Leonore nicht vorkommt und der Text sich natürlich ganz eigenthümlich ausgestaltet hat, so fehlt doch selbst wörtlicher Anklang nicht, indem sonst das Ganze höchst kunstlosen ursprünglichen Volksliedcharakter trägt, so daß ein Einfluß der Ballade Bürgers nicht denkbar ist. Es waren zwei Liebende, Der Geliebte ist ins Heer geschrieben. Ins Heer muß er marschiren. Also spricht die Geliebte: So komm nur, Geliebter, zu sagen, Sei es lebendig oder todter, Wie s dir im Kriege wird ergehn. Einmal klopft an der Geliebte: So thust du, Geliebte, nicht schlafen? Oder thust du, Geliebte, wachen? Ich thu, Geliebter, nicht schlafen Ich thu, Geliebter, wachen. Komm heraus, komm heraus, meine Geliebte. Und heraus kommt die Geliebte. Er nimmt sie bei schneeweißer Hand, Er hebt sie aus sein hohes Roß; Sie reiten dahin, weg. So thust du, Geliebte, dich nicht fürchten? Oder thust du, Geliebte, dich fürchten? Wie werd ich, Geliebter, mich fürchten, Wenn du, Geliebter, bist bei mir? Wie edel (für helle) da scheint der Mond, Wie leise reiten die Todten! Sie reiten dahin zum Kirchlein, Jawohl dahin auf den grünen Friedhof. Also spricht da der Geliebte: Ruck dich, ruck dich Marmelstein, Spalte dich, spalte dich kohlschwarze Erde.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Kärnten und Krain, Band 8
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Kärnten und Krain
Band
8
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 23.03 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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