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nahmen, war es Zois, der ihm mit hilfreicher Hand tröstend und aufmunternd zur Seite
staud und seiueu bisher so regen Geist vor Erschlaffung bewahrte. Im Jahre 180k
veröffentlichte Vodnik die erste Sammlung seiner Gedichte (eine kritische Gesamintansgabe
besorgte Fr. Levstik 1869), welche mit Recht eine uugetheilt günstige Aufnahme fanden,
— ließen sie ja doch alle bisherigen Prodnete dieses Genres, seine eigenen in Devs
„Pisaniee" enthaltenen nicht ausgenommen, weit hinter sich. Da gibt es nichts Schales
oder Schwächliches, kein falsches Pathos oder barocke Sentimentalität und was dergleichen
mehr ist, Alles ist kraftvoll uud markig, immer natürlich und doch niemals derb oder
trivial. In die Denk- und Empfindnngsweife des Volkes eingeweiht und mit den poetischen
Äußerungen des Volksgeistes genau vertraut, gibt der Dichter gerne Stimmungen
Ausdruck, die im Herzen des Volkes ihr Echo finden mußten, daher mehrere seiner Lieder
geradezu Volkslieder geworden sind. Andere wieder schildern Land und Leute mit seltener
Frische und Treue und sind annmthige Bilder der poetischen Kleinmalerei. Aus alleu
aber spricht eine tiefe, glühende Liebe zur Heimat uud zur Nation, welche der Dichter
glücklich und geachtet zu sehen wünscht und zu dem Zwecke seine besten Kräfte bereitwilligst
in ihren Dienst stellt. In der That ist es nicht der Poet allein, sondern auch der selbstlose
Patriot, Pädagoge und Gelehrte, der hier thätig eingreift. Er verschmäht es nicht, mit
Herausgabe eines Kalenders sich abzuplagen, nur um durch belehrende Aufsätze auf das
Volk bildend nnd veredelnd einzuwirken. Er begründet die erste politische Zeitschrift in
flovenifcher Sprache, verfaßt eine den wissenschaftlichen Anforderungen Rechnung tragende
Geschichte seines engeren Vaterlands und der angrenzenden Gebietstheile, codifieirt die
grammatikalischen Erscheinungen seiner Muttersprache, sucht ihren Wortschatz aus dem
literarischen Bestände und dem Volksmunde zn heben, kurz er entfaltet neben seiner segens-
reichen lehramtlichen eine vielseitige und unermüdliche schriftstellerische Thätigkeit. Beide
ergänzen einander und steigern bedeutend die Werthschätznng, die sich Vodnik als Dichter
in ebenso hohem als verdientem Maße erworben hat.
Seit Vodnik entäußert sich die Literatur auch mehr uud mehr ihres provinziellen
Charakters, die Peripherie beginnt auf die geistigen Impulse des ceutraleu Theiles immer
lebhafter zu reagireu. In Steiermark machen sich L. Volkmer und St. Modrinjak, im
Küstenland Valeutiu Stanic, in Kärnten Urban Jarnik als Dichter vortheilhaft bemerkbar.
Vorerst jedoch wird wieder der Sprache besondere Aufmerksamkeit gezollt und deren Bau,
beziehungsweise Wortschatz von Männern, wie dem später als Slavist berühmt gewordenen
Bartholomäns Kopitar, von I. L. Smigoc, P. Dajnko, Fr. Ser. Metelko, U. Jarnik,
A. I. Mnrko einer ausführlichen, da mehr, dort minder gründlichen Darstellung, zum
Theil selbst einer historisch-kritischen Aualyse unterzogen. Auch ein lebhafter Krieg um die
Orthographie entbrannte nnd drohte zu eiuer verhäuguißvolleu Spaltung zu führen, doch
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch