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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
Seite - 442 -
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442 Volkslieder von Stanko Vraz (1839) und Em. Korytko (1839 bis 1844, fünf Bändchen) Aufnahme fanden. Die knnstpoetifchen Beiträge sind, wie dies ja anders auch nicht zu erwarten ist, von sehr verschiedenein ästhetischen Werthe, aber das Bestreben, von fremder Schablone sich thunlichst freizuhalten und dafür in feinem Denken und Fühlen jenes der Volkspsyche zu reflectiren, ist ein der großen Mehrzahl nnter ihnen eigener, nicht zu unterschätzender Vorzug. Eine glänzende Erscheinung unter den aufstrebenden Dichtern ist Franz Preseren (geboren von bäuerlichen Eltern am 3. December 1800 zu Viba nächst Veldes iu Oberkrain, gestorben am 8. Februar 1849 als Advoeat in Krainbnrg), insofern er sie alle sowohl an intensiver wie extensiver Geistesbildung, an natürlicher Begabung, schöpferischer Kraft und Gestaltungsvermögen, als auch iu Bezug auf poetische Technik, Diction und Sprache weit überragt. Aber auch Vodnik übertrifft er iu dem Maße, iu welchem ein künstlerisch mäßig entwickeltes Talent vom Genie übertroffen werden kann. Ein paar Jahrzehnte nur treuueu die Thätigkeit beider, aber welch eiu Unterschied nach Inhalt wie Form zeigt sich nicht in ihren poetischen Erzeugnissen! Vodnik traf das Nichtige, indem er nach einigem Schwanken sich für die accentnirende Rhythmik gegenüber der quantitireudeu entschied, aber da er sich in Bezug auf die Versmaße an die Einfachheit des Volksliedes hielt und fast daranf beschränkte, sind diese, sowie zumal seine strophische Architektonik eintönig und wirken, da sie zu wenig Abwechslung bieten und überdies zuweilen auch zum behandelten Sujet nicht am besten passen, auf die Dauer fast abspannend. Welche Mannigfaltigkeit bei knnstmäßiger Exaktheit dem gegenüber bei Preseren! An Mustern der classischen und der Poesie mehrerer anderer Culturvölker trefflich gebildet, führte er eine Menge poetischer Formen in die Literatur ein. Er sang zuerst in männlichen und weiblichen Assonanzen, in der Nibelungenstrophe und in Distichen, in Terzinen und Ottaven uud von ihm datiren die ersten Ghaselen und Glossen, Sonette und Epigramme, Romanzen und Balladen, Elegien nnd Satiren. Dabei kennt er den Geist jedes Vers- maßes geuau und trifft immer die richtige Wahl, sowie er durch den tadellos reinen, abwechslungsreichen Reim nnd das liebliche mundartliche Colorit der Sprache den Zauber seiner Poesie noch erhöht. So wird die poetische Darstellungskunst dem gedankentiefen inneren Gehalt iu alle» Richtungen gerecht und ist jedes einzelne dieser poetischen Gebilde ein organisches Kunstwerk für sich selbst, wie solche nur von genialen Naturen können geschaffen werden. Darum ist auch die Frage, ob des Dichters Individualität in dem unvergleichlichen lyrisch-epischen „Krsl pri 8avici° (Die Taufe an der Savica) oder in den einschmeichelnden Liedern im engeren Sinne, in Sonetten oder Ghaselen n. s. w. zu vollerer Entfaltung gelangt, von untergeordneter Bedeutung. Obzwar jede in ihrer Art, sind alle diese Schöpsnugeu doch gleichmäßig von reiner künstlerischer Schönheit und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Kärnten und Krain, Band 8
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Kärnten und Krain
Band
8
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 23.03 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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