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Fast die gleiche Armuth au Baudeukmalen herrscht in den ältere» Abschnitten der
gothischen Periode; im XIII. nnd XIV. Jahrhundert müssen wvhl neue Bauten entstanden
sein, deuu es wurden uicht weuige ueue Pfarreu uud Filiale» errichtet, doch die furchtbare
Zeit der Türkeueiufülle, begiuueud 1396, zerstörte uud verwüstete fast Alles. Über ei»
Jahrhundert seugte», »lordete» »»d plünderten die Türke» ii» La»de, uud es ist uur
erstaunlich, daß gerade iu der Periode dieser furchtbare» Heimsuchuuge» so viele Kircheu
gebaut wurde». Die Bevölkerung lernte »ach »«d »ach sich gegen die fliegende» Gäste
einigermaßen vertheidigen, erbante nm die ans der Asche wiedererstandenen Kirchen
Schntzmauern, und zahlreiche Tabors entstanden. Weder früher noch später ist je so viel
gebaut worden als im XV. Jahrhundert, trotzdem Jahr aus Jahr ein die Ortschaften
in Asche gelegt wurden.
Die Mehrzahl der Pfarrkirchen in Krain nnd eine Menge Filialkirchen wnrden
damals erbaut oder erweitert. Bei vielen Kirchen, deren gothischer Charakter verwischt ist,
beweisen eiuzelue Bautheile, der Thurm, der Mauersockel, oft auch uur der Grundriß ihre
Entstehung in dieser Zeit, nnd man wird zn der Annahme gedrängt, daß von den 1.321
jetzt bestehenden Kirchen Krams am Ende der Periode miudesteils die Hälfte bereits
bestaube» hat. Prachtbauten sticht man wvhl vergebens unter ihnen, es sind bescheidene
Werke, wie sie das Bedürfniß erheischte und die geringen Mittel zuließen, kleine Landpsarr-
nnd noch kleinere Filial- nnd mittlere Stadtkircheu, selten mit Anspruch auf eiue reichere
Erscheinung, uoch seltener von feinerer Ausbildung der Zierglieder, jedoch ist die Sicherheit
in den manchmal kühnen Construetionen nie zn vermissen; in dem freien, hin nnd wieder
ins Spielende ausartende» Wechsel des Dekorative» waltet ei» nie schwankendes, sicheres
Stilgefühl. Die größere» sind meist dreischiffige Halleukirchen, die kleineren ein- nnd
zweischiffigen hatten oft nur über dem Chor ein Gewölbe, über dem Schiff eine stäche
Holzdecke, welche, baufällig geworden, in den meisten Fällen später dnrch das Gewölbe
eines anderen oder anch keinen Stils ersetzt wurde. Die organische Berbindnng des
Thurmes mit der Kirche kommt vereinzelt vor, er ist gewöhnlich zur Seite des Chores
augelehnt »ud sei» Erdgeschoß dient als Sacristei oder er steht frei neben der Kirche. Vor
der Westfront der kleineren ist nicht selten eine durch Pfeiler gestützte Borhalle. Diese
gothischen Bauteu sind über das Land, die Mehrzahl in Oberkrain, zerstreut, iu der
Hauptstadt besteht einzig die Kapelle des heiligen Georg auf dem Schlosse. Die kleine»
Kirchen abgelegener Orte nnd jener Gemeinden, die zur Vornahme größerer Änderungen
nicht die Mittel besaßen, haben ihre ursprüngliche Gestalt am besten bewahrt.
Der älteste gothische Ban, noch aus der Übergangsperiode, befindet sich in
Scharfenberg bei Ratschach auf einem hohen Bergsattel, neben welchem eine steile Spitze
die wenigen Neste der Bnrg gleichen Namens trägt. Der Chor hat quadratischen Grundriß,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch