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Durch das reich profilirte, mit Fialen gezierte Westportal, in dessen Tympanvn ein Relief
Christus am Ölberge darstellt, betritt man die Thurmhalle, über welcher der Orgelchor.
Aus dieser vortretend übersieht man das weite dreitheilige Hallenschiff mit dem reichen
Sterngewölbe. Der Eichenblattkranz der Pfeilercapitäle, die kleinen und große» Rosetteu
der Gurteukreuzuugeu, die mit Figuren gezierten Hauptschlüsse sind von schönen correcten
Formen; die richtig angebrachte Vergoldung der Zierglieder und die Abtönung der Flächen,
das gedämpfte ruhige Licht, welches durch die schmale» und hohe» Fenster eindringt,
bringen die Architekt»? zur Geltung und vereinigen den Eindruck zu einem rnhig ernsten
uud reiche«. Der ältere Chor hat auf Diensten ohne Capitäl nur Diagonal- und Quer-
gurten und ist breiter als das Mittelschiff; um aus den Seitenschiffen den Ausblick in den
Chor zu erweitern, wurde der Scheidbogeu in unschöner Weise abgeschrägt und erweitert,
so daß die das Schiffgewölbe abstützende» figürliche» Consolen an der Wand über der
Bogenöffnung zu schweben scheinen. Der Chor hat Streben, das Schiff keine und dessen
Gewölbe mußte bereits verankert werden.
Nach dem Muster des Kraiuburger Schiffs wurde» der bereits erwähnte Chor von
Ehrengrnben, sowie die etwas kleineren Hallenkirchen zu Radmannsdorf nnd Bischoflack
erbaut; erstere von 1496 ist viel einfacher in der decorativen Ausbildung, letztere 1532
von dem Krainer Knnovec errichtet, weist wohl reicheres Detail, jedoch von geringerer
Vollendung auf, es mische» sich willkürliche Formen ein, z. B. an den Pseilercapitälen
gothisirte Akanthnsblätter von nicht richtig verstandener Bildung.
In der Nähe von Egg ob Podpetsch, südlich von der Wiener Reichsstraße, siud im
Umkreise einer Wegstunde drei Filialkirchen, die sich durch einfache, in zwei Fällen durch
rautenbildende Anordnung der Gewölbe und durch maßvolle Auweuduug der decorativeu
Theile vou deu bisher geuaunteu unterscheiden, obwohl sie dem Ende des XV. oder
dem Anfang des XVI. Jahrhunderts augehöreu. Die größte zu Prapretsche, 22 4 zu
14 6 Meter, ist baulich die werthvollste; iu ihrer eiuheitlicheu Durchführung und dem Ort
angepaßten bescheidenen Erscheinung erscheint ihr Inneres trotz der Verlassenheit und
Leere weder nüchtern noch arm. Dem ansteigenden Boden sich anschmiegend sind im
Innern sechs Stufen — eine im Schiff, drei unter dem Scheidebogeu und zwei im
Chor — welchen außen die Abtreppung des Sockels entspricht. Das verhältnißmäßig
hohe Mittelschiff von doppelter Breite der seitlichen wird durch quadratische, ins Achteck
abgekantete Pfeiler gestützt; es hat ein großes Fenster über dem Westportal, welches den
Raum freundlich erhellt. Die weiten Fenster des Chores zeigen das schöne Maßwerk
fast intaet erhalten. Während den Chor kräftige Streben stütze», stehen sonst nur an der
schmalen Ostwaud des südlichen Seitenschiffs drei rnnde Zierstrebeu neben einander, ohne
daß eine Motivirung derselben ersichtlich wäre.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch