Seite - 454 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
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Von den Bergkirchen, welche an der Grenze zwischen der bewohnbaren Höhe und
den Alpen von dem frommen Sinne der Zeit erbaut wurden, nm sie den Gefahren der
Niederung zu entrücken, deren ganze Gemeinde manchmal uur der Meßner mit seiner
Familie bildet, möge die von St. Peter ober Vigaun Erwähnung fiudeu. Die zwei gleich
hohen Hallen des Schiffes ruhen iu der Mitte auf zwei Pfeilern mit Blatteapitäl; das
Sterngewölbe hat schön gearbeitete, mit Ornamenten uud Figuren ausgestattete Schluß-
steine. Die hohe einsame Lage hat das Kirchlein wohl vor der Wuth des Feindes, nicht
aber vor unglücklichen Änderungen zn schützen vermocht; die Gurten im Chöre sind
abgehanen uud die Malerei an der nördlichen Schiffswand, da ihre gothischen Formen
mit der modernen Anschauung vom Kirchlichschönen nicht harmouirten, wurde erst vor
dreißig Jahren übertüncht. Die Malerei jedoch war so farbenkräftig und frisch, daß sie
durch die starke Tünche noch durchwirkt. Der Thurm, in einiger Entfernnng vor der
Westfront aufgeführt, ist mit dieser uach Nordeu durch eiue Wand verbuudeu uud der
dadurch geschaffene überdeckte Raum dieut als Vorhalle.
Die Kirche St. Primus, am Südabhang der Mala Plauiua bei Steiu, vom
Jahre 1452, nach Anderen 1472, von der man gegen Snd und West eine wunderbare
Fernsicht geuießt, zeichnet sich durch ihre Größe aus; das Doppelschiff mißt 22 7 zu
9 Nieter, der Chor 13 zu 6 9 Meter, die Höhe des Schiffs 7 3, des Chors 9 8 Nieter,
eiu vou der gewöhnlichen Übung abweichendes Verhältniß der Dimensionen. Das Stern-
gewölbe des Schiffes ruht, entsprechend der abnormen Länge ans vier Mittelpfeilern.
Ähnlich denen von Krainbnrg, sind die dekorativen Theile, wenn auch stilrichtig, doch vou
derber, flacher uud eilfertiger Behandlung, die Arbeit des Steinbohrers ist zu deutlich
bemerkbar. Der Chor hat ein einfacheres Rantengewölbe. Am letzten Pfeiler gegen Westen
steht ein Ciborinmaltar, ein Sanctuarinm für Reliquien. Über einer hohlen Unteriuaueruug
mit dem Aufstieg von der Westseite steigen auf vier kurzen Ruudpfeilern Gurtbvgeu auf
uud tragen eine Kreuzrose, die Fialeu über deu Säulen und die Gurtbogen find mit
Krabben geziert. Der Thurm am Westelide ist des abschüssige» Grundes halber nach
Norden verschoben, der zweite steht etwas den Berg aufwärts frei vor dem erste». Einige
Minuten höher erreicht man das Kirchlein St. Petri, welches noch die alte gothische flache
bemalte Decke behalten hat. Es sind Dielen in zwei Längen, mit schmalen Leisten unter
deu Fugen gelegt; über weiße, blaßblaue, lichtgelbe und bräunliche sich wiederholende
Zick-Zack-Streifen sind mit schwarzer Farbe Ornamente patronirt, so daß jede Diele nnd
jede Leiste ein anderes Muster hat uud die Muster der vorderen Hälfte in der Hinteren,
jedoch in vermischter Folge sich wiederholen.
Unterkrain ist ärmer an gothischen Banten, sowohl was die Anzahl als auch was
die Schönheit nnd die dekorative Ausbildung betrifft, sie weisen übrigens beiuerkenswerthe
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch