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Eigenthümlichkeiten auf. Die dreischiffige Hallenkirche zu St. Ruprecht von 1497, laug
uud schmal im Grundriß, hat ein reicheres Gewölbenetz auf Pfeilern mit Diensten, der
massive Thurm geht in der Höhe des Kirchendachs in das Oetogon über. Den Anlauf zu
einem größeren Bau nahm Rndolfswerth in dem Bau der Kapitelkirche, es ist jedoch mir
die Krypta, der Chor über dieser uud der Thurm vor der Westfront zur Vollendung
gekommen, das stillose, später aufgeführte Schiff füllt die von der Gothik gelassene Lücke
nnr nothdürstig ans. Im Chöre steigen vou Waudpfeileru auf Cousoleu ohue Vermittlnng
eines Capitals Qner- und Diagonalgurteu auf. Die großen Chorfenster, drei am Schluß,
zwei an der Südseite, sind doppelt getheilt, das schön gearbeitete Maßwerk zeigt wechselnde
Formen des späten Stils. Chor und Krypta sind außen aus großen Brnchsteinen mit
Qnaderfütternng ohne Bewnrf. Der Thurm, dessen Achse sammt der des Schiffes von
jener des Chores ein wenig abbiegt, hat an den Kanten des Octogons in der Höhe der
Schallfenster Pfeiler von durchbrochenem Eichenlaub mit Spiralband, Trifolien und
Rosetten im Bogeu der Schallöffnungeu. — Größere gothische Kirche» siud zu Treffe»
(1443) uud Hönigstein; in der Nähe von Möttling, zu deu drei Pfarren, stehen in geringer
Entfernung innerhalb eines Manerzwingers drei mittelgroße Kirchen uebeueiuauder, alle
aus der Spätzeit uud bedeuteud geändert durch die nachfolgenden Banweisen.
In der dreischissigen Hallenkirche zn Zirknitz in Juuerkraiu, vou 1482, ähneln die
Pfeilereapitäle den dorischen, die Gnrten sind im Krenzverband und der Chor schließt
statt nach den üblichen drei Seiten des Achtecks nach vieren des Zehnecks mit einen«
Winkel in der Achse.
Wie lange die Gothik gegen den »e»e» Stil im Laude sich zu behaupten vermochte,
beweist die Kirche St. Petri zu Dwor bei Billichgratz, die 1525 begonnen uud 1560
beendet wnrde uud eiu theilweises Zurückgreifen auf alte Formen bekundet, denn in dem
dreitheiligen Halleuschisse ruheu die Scheidewände auf quadratische!? Pfeilern über flachen
Spitzbogen uud trage» eine flache Holzdecke. Das Maßwerk iu deu Chorfenstern ist wieder
möglichst willkürlich, indem es sich zum bischöflichen Krnmmstab, zum dreifachen päpstlichen
Krenz und ähnlichen Symbolen verschlingt.
Außer Grabmonnmeuteu iu Tafelform mit deu üblicheu Helmen, Wappen und
Ritterbildnissen, die au der Außenwand der Domkirche zu Laibach, jener zu Altlack uud
im Juueru der Kirche zu Miukeudorf sich befinden, sind nur einzelne Reste kirchlicher
figürlicher Ste iusculptur au Häuseru vou Kraiuburg uud Beides, ferner an der
äußeren Nordseite der ehemals gothischen Kirche zu Bituje iu der Wochei» eingemauert zu
siudeu. Bon figürlicher Holzsculptur existirt mir mehr die Statue des heilige» Johannes
des Täufers zu St. Johann am Wocheiner See, trotz des defecten Farbenüberznges als
würdige Arbeit eines geschickten Bildhauers erkeuubar.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch