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Gegen das Ende der Periode, namentlich in den letzten, in das XVI. Jahrhundert
sich erstreckenden Deeennien herrschte in der Ausschmückung der Kirchen durch Wand-
gemälde eine nicht minder rege Thätigkeit als in der Baukunst. Leider ist die Mehrzahl
der Malereien übertüncht worden; wo die Wände der in gothischer Zeit gebauten Kirchen
nicht erneuert wurden, findet man nnter der leicht abzulösende» Tünche nicht selten Spuren
von Malerei. Beliebt waren Bildercykleu, welche alle Wände des Chors bedeckte»; im
Schiff wurde die am wenigsten durchbrochene Wand für Bemalnng gewählt. In der Ein-
theilung der großen Flächen nahmen sich die Maler volle Freiheit für ihre Darstellungen
uud hielten sich mir im Gewölbe und in den Bogenfeldern an die durch die Architektur
gebotene Vertheiluug. Ebensowenig nahmen sie es genau mit dem Verhältniß der Personen-
größe in den verschiedenen Bildern. Die Geschichten sind deutlich und mit Leichtigkeit
vorgetragen, die Modellirnng ist schwach ausgebildet, oft nur augedeutet, das Nackte mit
Ausnahme der Gesichter, die eine feinere Durchbildung bekunden, ist mit leichter Loeal-
sarbe angelegt nnd die Glieder mit Strichen eingezeichnet; die Bekleidung ist fließend, ohne
die zerknitterten und eckigen Falten. Die meisten dieser Gemälde machen den Eindruck vou
eolorirteu Zeichuuugeu. Eiue gewisse Würde, heitere Ruhe und seelisches Gleichgewicht
herrscht in deu Darstellungen vor, leidenschaftliche Erregnng kommt ansnahmsweise vor.
Zn St. Johann am Wocheiner See, einem Kirchlein mit einem Chor älterer ein-
fachster und einem Schiffe schöner und späterer Gothik, sind alle Chorwände, inbegriffen
die des Scheidebogens, mit Gemälden bedeckt.
Der heilige Christof blieb bis ans unsere Zeit ein beliebter Gegenstand der
Darstellung an der Außenwand kleiner Landkirchen. Sein ältestes Bild finden wir zn
Vodeschitsch bei Veldes in naiver Darstellung als jungen blonden Manu iu Brustharnisch
und rother geblümter Schurzhülle. Die Blnmen sind, wie es sonst üblich war, anfpatronirt.
Das nebenstehende Bild, Christus am Kreuz, welches durch deu tiefeu bräunlichen Ton und
durch die etwas strengere Ausbildung der Formen sich mehr einem Ölbilde als dem leicht
hinschreibenden Freseo uähert, ist merkwürdig durch die Beigaben, dnrch die Vorführung
von Gegenständen, wie Fleischwnrst, Werkzeuge und andere, die den Beschauer vor
Übertretung der Kircheugebote warnen sollen. Der ebenfalls ganz bemalte Chor des
Kirchleius zn Snha bei Bischoflack hat in deu Gewölbekappeu schöue Eugelsgestalteu
von besonders kräftiger Farbenwirknng. In der Kirche zn Prapretsche ist unter anderen
erwähnenswerth die Verkündigung Maria, am Chorgewölbe auf die Tiiuche gemalt; die
dekorative Malerei der Chordecke, Rauken mit Anslanf in große Blüten nnd Rosetten,
ist von gleich schöner Ersindnng wie Ausführung. In der dreifchiffigen Hallenkirche zu
Krtina bei Aich, deren Ausban unfertig geblieben ist, indem das Schiff ohne Chor mit
einer Querwand abschließt, wnrde vor zwei Jahren eine Gemäldereihe von der Tünche
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch