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Tympannm aufsteigt. Andere hübsche Centralbauten sind in Teiuitz bei Stein und in
Neustift bei Reifnitz. Zu deu schöneren Kirchen, die sich durch edle Verhältnisse auszeichnen,
gehören die Kirchen in Tiruau, Stein, Michelstätten, Adelsberg n. s. w. Die kleineren
Pfarrkirchen haben einen ziemlich gleichen Typus, sie nähern sich mehr den Centralbauten.
Ihre Anlage entwickelt sich aus einem länglichen Viereck mit abgestumpften Ecken, so daß
ein Achteck mit ungleichen Seiten daraus entsteht. Au diesen Seiten sind mehr oder weniger
tiefe Nischeu für die Altäre.
Gegeu Eude des XVIII. nud iu der ersten Hälfte des XIX. Jahrhnnderts wurden
zwar mehrere Kirchen neu gebaut, aber ohne bestimmten Stil. Man errichtete mehr oder
weuiger praktische Räume für den Gottesdienst, auf die Architektur uud Deeoratiou ist
fast gar keine Rücksicht geuommeu. Es baute» uuu Baumeister, die ihre Kenntnisse lediglich
dem eigenen Studium verdankten und der gehörigen Bildung ermangelten, nnr nach
eigenem Geschmack. Schöne Räume mit gefälliger architektonischer Gliederung, obwohl
kein Stil streng eingehalten wird, haben z. B. die Kirchen in Oberlaibach, Eisnern,
Altlack, Wochein n. s. w. — In der neuesten Zeit ist sowohl beim Kirchenban als anch in
der Profanarchitektur ein bedeutender Umschwung znm Bessern eingetreten. Wenigstens
versuchsweise hat man im Jahre 1848 im romanischen Stil zn bauen augefangen, zum
Beispiel in Flödnig. Der gelungenste Ban im romanischen Stil ist die Pfarrkirche in
Reifnitz. Im frühgothifcheu Stil wurde im Jahre 1882 die Herz-Jesn-Kirche aufgeführt,
eiu Backsteiubau, der erste in Krain bei den Kirchenbauten. Fertige Pläne für neu zu
erbauende Kirche» liege» vor, und zwar vom k. k. Oberbaurath Freiherrn von Schmidt
für Gottschee im romanischen nnd für Veldes im gothischen Stil, vom Architekten Mikovitz
in Grnz für Brezje im italienischen Renaissancestil.
Anch bei Profanbauten hat man den nackten Kasernenstil aufgegeben uud deu
gefälligeren Formen der italienischen Renaissance sich zugewendet. Auf die Läuterung des
Geschmacks hat vorzüglich die Wieuer Architektenschule einen sehr wohlthätigen Einflnß
ausgeübt. Beweis dessen sind die Gebäude, die in neuester Zeit aufgeführt wurden. Die
schönen Verhältnisse der Stockwerkshöhen, die reiche organische Gliederung im Neben-
nnd Übereinander, die energisch vorspringenden profilirten Gesimse, Baleone und Fenster-
bekrönnngen, die richtige Eintheilnng der Flächen und die damit iu Einklang stehende
Ausladung der architektonischen Glieder, alle diese Vorzüge zeichnen die neuen Gebäude
vortheilhast aus und zengen von einem gebildeten Schönheitsgesühl. Als Beispiel führen
wir an: die Oberrealfchnle (1871 bis 1873), das Hotel Enropa und das neue Museum.
Eiu kräftiger Unterbau trägt bei letzterem im Mitteltheil eine Colonnade jonischer
Ordnung, welche das Stockwerk charakterisirt. Das Vestibüle uud der Stiegenranm bildeu
die Hauptzierde der Ausstattung; die Wölbungen sind mit geschmackvollen Malereien der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch