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bestehen. Was die Größe der bäuerlichen Anwesen betrifft, so rechnet man in Oberkrain
auf eine „Hnbe" durchschnittlich an 18 bis 30 Hektar, wovon jedoch mehr als die Hälfte
Wald ist. Ju Jnuerkrain kommen ans einen Besitz durchschnittlich wohl gegen 28 Hektar,
von welchen jedoch höchstens drei Fünftel landwirthschastlich benutzte Fläche uud kaum
3 Hektar Ackerland sind. Die Verhältnisse in Uuterkraiu sind ähnlich jenen in Oberkrain,
nur entfällt in diesem Landestheile ein ziemlich bedeutender Theil des Grablaudes auf
den laudtäflicheu Großgrundbesitz.
Die Bauernhöfe Krains tragen das Gepräge ihrer Umgebung an sich und sind den
Witterungsverhältnissen möglichst augepaßt. Der behagliche Oberkraiuer Bauernhof
mit feiuen weiten Räumlichkeiten gleicht im großen Ganzen den Gehöften in anderen
Alpenländern Österreichs, doch ist für ihu ein besonders hohes Giebeldach charakteristisch.
Das Wirthschaftsgebäude ist gewöhnlich ein Stock hoch. Der Heuboden und die Dreschtenne
befinden sich im oberen Stockwerke; nnter denselben ist der Gerätheschnpfen und nicht
selten auch der Stall. Um die Zufahrt zur Dreschteuue zu ermöglichen, ist das Gebäude
entweder an eine Berglehne gebaut oder es ist eine Zufahrtsrampe vorhaudeu. Die
Keller, welche zur Aufbewahrung des Obstmostes, der Milch und ihrer Prodnete, der
Hackfrüchte, des Sauerkrauts, der Sauerrüben n. s. w. dienen, sind dnrchgehends in einem
guten Zustande. Die ehedem gebräuchlichen hölzernen, mit Stroh gedeckten Gebäude weichen
immer mehr den aus solidem Mauerwerk ausgeführten, mit Ziegeln oder Schiefertafeln
gedeckten Baulichkeiten. Der Typus des oberkrainischen Bauernhofes erstreckt sich auch uoch
uach Uuterkraiu und Juuerkraiu, bis er, bediugt durch andere wirthschaftliche Verhältnisse,
allmälig eiuem wesentlich verschiedenen Platz macht. Der Unterkrainer Bauernhof ist, der
Wirthschaftsweise iu den weinbautreibenden Gegenden entsprechend, mit wenig Rücksicht
auf die Bedürfnisse des Feldbaues, welcher im Vergleich znm Weinbau nur nebensächliche
Bedentnng hat, gebaut. Die Raumverhältnisse sind beschränkt, da der Weinbauer Uuterkrains
seine Weinvorräthe und Kellereigeräthe in den zumeist hölzernen Kellern des Weinberges,
„Nckanice" genannt, aufbewahrt. Der Unterkrainer Bauernhof ist zumeist noch aus Holz
gebaut, jedoch oft getüncht, mit bunten Malereien geziert und mit Stroh gedeckt. Der
innerkrainifche Bauernhof nimmt, je tiefer im eigentlichen Karstgebiete gelegen, nmsomehr
den Typus der ländlichen Bauten Italiens an und ist zugleich der zerstörenden Bora
wegen von höchster Festigkeit. Mit wenigen Ausnahmen sind die Bauernhöfe des Karstes
aus solidem Mauerwerk aufgeführt, gegeu die Boraseite zu fensterlos und mit einem
niederen und schweren Dach bedeckt. Das Deckmaterial bilden Hohlziegeln, ,Konti-
genannt, welche mit Steinen beschwert werden. Bei älteren Bauten finden sich noch mehrere
Centimeter dicke, mit Mörtel verbundene Kalksteinplatteu als Material für das Dach
verwendet, welche auf schweren eichenen Dachgerüsten, dicht aneinander gefügt, ruhen.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch