Seite - 478 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8

478 Die Bauernhöfe des Karstes bestehen zumeist aus eiuem einzige» stockhohen Gebäude, iu welchem sämmtliche Wohu-, sowie Wirthschaftsräume untergebracht sind. In dem weinban- treibenden Reka- nnd Wippachthal sind die Weinkeller Bestandtheile des Bauernhofes, wegen des steiuigeu Bodeus und der schwer auszuführenden Erdanshebnngsarbeiten jedoch fast immer über dem Erdboden gelegen, weshalb die Behandlung des Weines während der heißeu Jahreszeit besondere Sorgfalt erfordert. Das Inventar des Landwirthes, soweit es dem laudwirthschaftlicheu Betriebe dient, ist in Oberkrain sehr reichhaltig, ebenso in Jnnerkrain, wo es überdies aus solidem Materielle verfertigt ist. Mit einem geringeren Inventar begnügt sich der Unterkrainer, namentlich ist sein Ackergeräth mangelhaft. Dank den Anstrengungen der hierzu berufeneu Faetoreu wird das landwirtschaftliche Geräthe allerorten vermehrt und verbessert; landwirthschastliche Maschinen für den Kleinbetrieb finden mehr und mehr Eingang, insbesondere Häcksel-, Dresch- und Getreideputzmaschinen. Von der produktiven Bodenfläche des Landes nehmen die Äcker 14 42 Procent ein. Die Bewirthschaftung derselben ist in Oberkrain fast in jedem Orte eine andere. In jenen Ortschaften, wo Weiden, namentlich Alpenweiden, in genügender Menge verfügbar sind, wird auf deu in geringer Anzahl vorhandenen, jedoch sehr gnt gedüngten Äckern fast ununterbrochen Getreidebau betrieben. In den meisten Gegenden Oberkrains uud Unter- kraius, theilweise auch Junerkrains, wird zweimal im Jahre geerntet, da auf die gleich nach dem Schnitt gestürzten Stoppeln sofort Haiden (Buchweizen) oder Stoppelrüben (Wasferrübeil) angebant werden. Dieser Vorgang hat manche Abweichung von dem Wirthschaftsbetriebe iu deu nördlich gelegenen Ländern zur Folge, besonders in der Arbeitseintheilung uud im landwirthfchaftlichen Bauwesen. Da das geschnittene Getreide wegen der Nachfrucht gleich vom Felde geräumt wird, muß es außerhalb desselben getrocknet werden. Zu diesem Zwecke dient die sogenannte Fruchtharfe, »koMlee" oder ,stok« genannt. Die Fruchtharfen bestehen aus hölzernen, selten aus gemauerten 5 bis 6 Meter hohen, in einer Reihe stehenden Säulen, durch welche Querlatte« gezogen sind, die circa 0 5 Meter hohe Stockwerke bilde». Das Ganze ist mit einem schmalen Dach bedeckt. Oft werden zwei solche Harfen parallel nebeneinander gestellt nnd durch Quer- balken zu einer Doppelharfe verbunden. Die Harfen stehen entweder am Rande der Äcker oder sie befinden sich in dem zunächst dem Hofe gelegenen Obstgarten, bisweilen im Wirth- schaftshofe selbst. Die Fruchtharseu dienen anch zum Trockne» des Klees und des Heus uud sind im Spätherbste bei der Grummeternte, vornehmlich aber bei der Fechsnng des Haidens von großem Vortheile. Die Abtheilungen zwischen je zwei Säulen einer Frucht- Harfe werden Fenster genannt; in Oberkrain gibt es Harseu mit 20 und mehr solchen Fenstern. Gegen Uuterkrain uud gegeu Juuerkraiu zu findet immer mehr die kurze