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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 38 -
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38 Überraschend ist die statistisch nachgewiesene Thatsache, daß an dem linken Ufer der Theiß, wo sich die Sümpfe hinziehen, die großen Ortschaften in überwiegender Mehrheit von reformir ten Ungarn bewohnt werden; das ist ein tüchtiges, wohlhabendes Volk, ein schöner, gesunder Stamm, eine geistig vorgeschrittene Classe von Ackerbauern, Vieh- züchtern uud Fischeru. Auf dem rechten Ufer hingegen, welches die Theiß seltener über- schwemmt, ist das an Charakter ähnliche Volk desselben ungarischen Stammes zumeist katholisch; hier sind die großen Städte dicht bewohnt von Industriellen, Gärtnern, Fuhrleuten und Schiffern. Der Schriftsteller Erasmns Schwab nennt die Theißgegend von FoldL« His Csougräd das „Paradies der Calviuer". Ferner fällt es auf, daß alle Festungen oder Fortificationen, welche der Theiß entlang (heute uur mehr in der Erinnerung oder als Ruinen) bekannt sind, sich auf dem rechten Ufer befinden; hier stehen der Reihe nach: Leäuyvar , Tokaj, Szoluok, Csougräd, Szegediu, Zeuta , Alt-Becse und die Schanzen aus uralten Zeiten, der Csörß-Graben, bis zu den größeren und kleineren römischen Verschanzungen hin, wo sich die Theiß bei Titel in die Douau ergießt. Das rechte Ufer war von einer Kette befestigter Orte, das linke von der Theiß selbst durch ihre Moräste beschützt. Diese Sümpfe boten dem Ungarthnm eine sichere Zufluchtsstätte gegen die Verheerungen der Tataren und Türken und dienten gleichzeitig als Boden der Verheißung für die freie Religionsübung. Dahinein konnte man weder mit einem berittenen Heere, noch mit Kanonen oder Missionären vordringen. „Fersengeld nehmen, im Schilf sich bequemen!" das war die weise Kriegstaktik, wenn ein übermächtiger Feind kam oder die entscheidende Schlacht verloren wurde. Vergebens ließ sich das erobernde Volk in den geräumten Dörfern nieder, es ging dort zu Grunde oder die Eindringlinge wurden Ungarn, wie dies in Szentes der durch den Pascha von Gynla gegründeten türkischen Colonie erging. In diesem Klima kann sich nur die ungarische Race erhalten. Und das liegt nicht in irgend einer besonderen biotischen Eigenthümlichkeit der Ungarn. Ihre Lebensorgane sind nicht besser als jene anderer Völkerracen; das Geheimniß liegt in der Lebensweise. Das ungarische Volk des Alsöld hat von Alters her kraft seines natürlichen Verstandes gelernt, auf welche Weise man mit den gute» und bösen Geistern des Wassers und der Erde gute Freundschaft halten kann. Nach der Überlieferung war die ursprüngliche Religion der Ungarn die Anbetung der Elemente. Es konnte auch nicht anders sein, als daß ein Volk, welches keine Götzen kannte, dasjenige anbetete oder fürchtete, was ihm unmittelbar Gutes oder Übles brachte. Ihre verbotenen heidnischen Sitten, dann ihre Hexenprocesse bewahren die Erinnerung daran, wie man am Ufer Feuer entzündet, eine Fackel auf eiu Brett gelegt dem Wasser überläßt, die Reinigung im Wasser vornimmt; bis heute hat sich die Sitte des Begießens zu Ostern erhalten, und in geschichtlichen Quellen wird dessen Erwähnung gethan, daß
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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