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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 39 -
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39 die ungarischen Fürsten und Heerführer in den Flußbetten begraben wurden. Abnlfeda hat es aufgezeichnet, daß die Ungarn das Feuer anbeteten, trotzdem aber bestrebt waren, in die Nähe von Flüssen zu gelangen. Und das Wasser nnd das Feuer belehrten ihre Gläubigen, wie man zwischen ihnen beiden sich erhalten könne! Und doch nimmt, wenn die beiden sich befehden, das dritte Element, die Luft, meuschentödtende Eigenthümlichkeiten an. Schon das Kiud härtet sich ab, um sich an das Klima zu gewöhnen: es watet durch das Wasser, lebt uuter freiem Himmel. Die Lebensweise selbst treibt das Fieber aus. Im Alföld nährt sich der Ungar reichlich mit Fleisch, mit Fischen, grüner Pflanzenkost und Weizenbrod; die Fische holt er sich aus der Theiß und der Boden gibt in vielen Gegenden zwanzig Körner bei einmaligem Ackern; jeder Speise fügt er die von der Natur dargereichten würzigen Pflanzen hinzu; seiner Suppe Petersilie, Sellerie und Kümmel, seiner Wurst Majoran und Knoblauch, seinem Kraut Dilleu; die fetten Speisen würzt er mit Kren, Ingwer, Pfeffer und Senf; seinen Wein trinkt er mit Wermnth gemischt und zum Ansetzen seines Morgenschnapses benützt er die junge Weidenrinde (er hat das Salieyl früher erfunden als die Chemiker); die allgemeine Panacee aber ist der Paprika! Dies ist das Mittel, welches das Fieber vertreibt, aber auch dem Fremden gar absonderlich vorkommt, der zum ersten Male die mit Blut vergleichbare Fischsuppe ißt, dieses eßbare Feuer, für den ungewohnten Gaumen. Dies ist das richtige Vineetvxicon: der Fiebertödter. Überdies hat jedes Haus seine eigene Apotheke. Jede Hausfrau ist selbst der Haus- arzt. Da wird keine Kurpfuscherei, kein abergläubischer Schnick-Schnack getriebeu, man nützt den Schatz der vernünftigen Erfahrung aus. Diößeghi bespricht in seinem jetzt schon selten gewordenen ärztlichen Pflanzenbuch die im ungarischen Volke gebräuchlichen Heilmethoden. Dieses Werk wurde zu Beginn des Jahrhunderts geschrieben. In dem geographischen Wörterbuche vou Alexins Fenyes sind anch die wirksamsten Heilpflanzen ausgezählt, die an den Ufern der Theiß wachsen und von den Drognenhändlern in ferne Länder versendet werden. Und das häusliche Heilverfahren des ungarischen Volkes hat schon damals so manche Mittel in Anwendung gebracht, welche erst in neuerer Zeit vou der wissenschaftlichen Heilkunst approbirt wurden. Die Heilmethode des Massirens übt man seit undenklichen Zeiten in jedem ungarischen Dorfe. Deßhalb ist in jenen Ortschaften an der Theiß selbst zur Zeit, wann man den Hanf bricht nnd ein Fremder infolge des meilenweit verbreiteten mephitischen Hansgernches kanm Athem holen kann, das ansäßige Volk gesund wie die Sumpflilie. Die Ungarn längs der Theiß sind im Allgemeinen „Wassertrinker". Nicht etwa weil das Volk den Wein nicht mag, sondern weil es selten welchen bekommt. Die Traube gedeiht nicht in der Wassergegend, sie liebt auch den schwarzen Boden nicht; der Weinstock
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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