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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 46 -
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46 Leanyvär hat eine romantische Vergangenheit. Die schöne Agathe Pälöczy, die Braut des Ladislans Varda, wird in einer Ballade besungen, die der eine ,dl«iuiis" aus dem Schnappsack zieht. Diese holde Maid hat die einst mächtige Schanzenbnrg erbauen lassen, Häher ihr Name Leanyvär: Mädcheuburg. Bei Bezded kann man die erste große ungarische Spiritusfabrik bewundern, weit- hin sichtbar mit ihrem rauchenden Schlot. Sie steht da schon seit den Vierziger-Jahren. Hier auf dem „Theiß-Rücken" wachsen Unmassen von Pflaumeu und Äpfeln, welche zu Wasser und Fuhrwerk roh und verarbeitet versendet werden. Dann folgt Czigänd, ein berüchtigtes großes Dorf, eigentlich zwei Dörfer. Die Kirche hat man aus dem Grunde auf einer kleinen Anhöhe erbant, damit Klein-Czigänd zum mindesten ihren Thurm sehen könne. Der Pfarrer erhält als jährliche Bezahlung 400 Fuhren Heu, 400 Laib Brod, 400 Schinken, 400 Gulden und 400 Undsoweiter. Alles zu 400. Nach der Volksüberlieferung waren die Inwohner Zigeuner, die zur Festung Tarkäuy gehörten; jetzt sind sie Ungarn. Dann folgt die „Lange Wiese". Das Theißufer ist rechts durch das Weidicht, links durch das Röhricht charakterisirt; zur Abwechslung stehen einmal die Weiden liuks und das Röhricht rechts. Endlich erreicht unser Floß Tokaj, die ehemalige starke Festung, wo bei einer Belagerung (1606) das kaiserliche Vertheidigungsheer zuletzt sogar die Lederhosen als Proviant benutzte, wie wir das im gelehrten Wagner und noch ausführlicher in der Chronik des Matthäus Latzkö lesen können. Wir sind an unserem Ziele. Das Salz wird in die ärarischen Magazine befördert, das Stammholz in die Balkensäge, die Flößer schlendern zu Fuß wieder heim nach Märamaros und wir besteigen den im Hafen ankern- den Theißdampfer. Von Tokaj, der königlichen Weingegend, werden wir an geeignetem Orte sprechen; hier verweilen wir jetzt nicht, denn es gilt fortzukommen, ehe die Theiß zu blühen beginnt und mit dieser Blüte anch das Schiffsrad ergreift. Es handelt sich da um ein zartes Jusect mit Netzflügeln, aus der Familie der Eintagsfliegen (LMeinerickae), um die laugschwänzige Eintagsfliege (?aIinZenia lonZi- caucka). Sie erhebt sich um diese Zeit zu Myriaden, zu Hunderttausenden, und schwärmt und flattert über den blonden Wellen, als wirbelten Schneeflocken in der Abendluft umher. Das ist ihr Hochzeitsflug und ihre Hochzeit, sie verendet, nachdem sie ihre Eier in das Wasser gelegt, und findet ihren Tod dort, wo ihre Wiege stand, im Wasser der Theiß. Die den Eiern entschlüpften Larven verkriechen sich im Schlamm der Theiß und leben da in der Nähe der Ufer zwei bis drei Jahre lang vom Raube, sie sammelu das Material zum Aufbau des beflügelten Jnfectes und sind schließlich wieder die fliegende „Theißblüte". Die Oberfläche der Theiß sieht von der Masse der gelben Leichen verendeter Jnsecten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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