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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 75 -
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75 Himmelfahrt. Man sieht, es fehlt nicht an Faschingen, man braucht sie aber auch, denn es fehlt auch an Hochzeiten nicht. Ein Ungar wird bei gesundem Leibe nicht leicht zum alteu Junggesellen und auch die Mädchen im Lande sterben nicht im Jungfernkranz. Bei den Hochzeiten im Herbst gibt es mehr Lärm uud Getümmel, sie sind die interessantesten, schon weil um diese Zeit die Massentrauungen stattfinden. Gar nicht selten werden 15 bis 20 Paare zugleich getraut und in solchen Fällen kann man wohl sagen, daß das ganze Dorf eine Woche lang nichts thut, als Hochzeit halten. Die Hochzeit findet nämlich nur dem Namen nach an einem Tage statt, in Wirklichkeit dauert sie die Woche durch. Am Montag versammeln sich die näheren Verwandten, Holz klein zu machen, Tische und Bänke zusammenzutragen; Dienstag werden das jnnge Rind (bei Bemittelteren auch zwei), die Schafe, das Geflügel geschlachtet, gesengt, gernpft; Mittwoch ist der eigentliche Hochzeitstag, der sich bis in den Donnerstag hinein erstreckt; der Freitag findet die Gevattern noch so recht beisammen; Samstag kommen die näheren Verwandten herbei nnd helfen diese umgekehrte Welt wieder auf die Füße zu stellen; Sonntag endlich findet das Hochzeitsmahl statt. Kein Wunder, daß sowohl aus sittlichen, als auch aus materiellen Gründen die bürgerlichen und kirchlichen Behörden schon seit jeher bestrebt waren, diese kostspieligen Festlichkeiten zu beschränken. So ist vom Anfange des vorigen Jahrhunderts eine stets auf dem Papiere stehen gebliebene Verfügung vorhanden, lant deren im gauzeu weiten Umkreise des Kecskemeter Alföld „das eine Mittag- uud Abendessen am Hochzeitsmittwoch sowohl für den Wirth, als auch für die Gäste und die .tapferen' Gesellschaften genügend sein" nnd unter Anderem „verboten sein solle, Bnrsche zu Pferde, mit Flinten und Narretheien beizuziehen". Das kirchliche Aufgebot erfolgt binnen zwei Wochen. Am Sonntag des mittleren Aufgebots geht im Mätyusföld die Braut bekränzt, der Bräutigam den Blumenstrauß am Hut, zur Kirche hinan. In den Städten der mittleren Theiß findet am Abend dieses Tages auch das „Küssen" statt. „Der Bursche geht zum Küsseu", das heißt: er bringt seiner Braut eiu Tüchlein voll winziger Äpfel, die sie in jenem denkwürdigen „Kleinhaus", in dem nämlichen, wo sie miteinander den ansgelanfenen Mohn zusammengefegt, gemeinschaftlich verzehren, und zwar so, daß erst der Bnrsche ein Stück abbeißt, dann das Mädchen, nnd jeder Bissen mit einem Knß gewürzt wird. Bei dieser Gelegenheit wird auch der Hochzeitstag eudgiltig festgestellt. Mittlerweile tritt, drei bis vier Tage vor der Trauung, eine neue officielle Persönlichkeit der Heiratsgeschichte auf den Schauplatz, uämlich der Hochzeitsbitter. Der Hochzeitsbitter wird auf dem Dorfe unter den Kameraden des Bräutigams aus- gewählt, iu manchen Ortschaften jedoch bekleidet man sowohl mit diesem Amte, als auch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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