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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 112 -
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112 die Weinlese in der Hegyalja als Gelegenheit zu politischen Berathungen benutzt wurde, sv kommt es auch im Alsöld oft genug vor, daß auf deu Weinlesen schwierige Fragen erörtert werden. So weit der festartige Theil der Arbeiten; doch nun zum schwierigen. Die schwerste Arbeit ist das Mähen. Vom Frühroth bis zum Abendroth, das Kreuz gebeugt, die Grashalme scharf an der Wurzel zu treffen, und wem? sie kurz und spärlich sind, mit noch größerer Kraft; hinter dem Vormäher nicht zurückzubleiben, der den Rand der regelmäßig oder unregelmäßig geformten Wiese gerade schneidet nnd während der ganzen Arbeitsdauer immer voran mäht; im Tact so fortzuschaffen nnd fortzuhämmern, bis das oft unabsehbare Grasmeer in Mahden geschlagen daliegt — das verlangt starke Männer. Auf den Marktplätzen der größeren Städte, besonders aus dem von Keeskemet, sieht man jeden Sonntag Morgen zu Tausenden, in eompaeten Massen die „armen Leute" (in Szegedin „zweihändige Arbeiter") stehen, aber wenn ihrer noch viel mehr Tausende wären, bis Mittag sind sie alle verschwunden, denn die Landwirthe packen sie schleunigst zusammen, zu zehn nnd zwanzig auf eiueu Wageu sammt dem Mnndvorrath für eine Woche und führen sie fort auf eiue weitentfernte Tanya zu vierzehntägiger Arbeit nm sehr hohen Taglohn. Gegen Mittag sieht man ans dem Markte höchstens noch den „Betyär" herumlungern, der aber nicht etwa ein Räuber ist, sondern nur die Hefe der Armnt bildet, nicht kräftig genug für schwerere Arbeit, unbekümmert um das Morgen, unbedrückt von Familiensorgen, folglich Zeit genug hat, sich deu ganzen Tag an der hellen Marktsonne zu wärmen wie ein Lazzarone, obgleich er es nicht unter seiner Würde hält, gelegentlich einen leichten Auftrag für ein paar Groschen schlecht uud recht auszuführen. Im Vergleich znr Mäharbeit, die stets von Männern besorgt wird, ist das Einsammeln des Heues schon wieder mehr Spiel; hübsch gekleidete Mädchen und junge Franen besorgen es in aller Munterkeit um mäßigen Taglohn. Die ernste Natur des Magyaren prägt sich wohl am bezeichnendsten bei seiner Feld- arbeit ans. Die Gemüthsstimmung, in der er diese verrichtet, finden wir in einem schönen, auf ewiger tiefsittlicher Wahrheit beruhenden Sinnsprnch der Bibel ausgedrückt: „Sie säen unter vergossenen Thränen, sie ernten unter Singen." In der That, wenn wir ihn beobachten, wie er für die Saat pflügt, da scheint er zu weinen, so tranrig sind die Melodien, die er aus dem Stegreife pfeift, ganz im Gegensatz zn seiner fröhlichen kleinen Gefährtin, der Lerche, die über seinem Haupte „ihr Lied in den Himmel bohrt" nnd deren eigenthümlichen Flug nebst dem Gezwitfcher, das sie dabei hören läßt, er beides zusammen mit dem einen Worte bezeichnet: „sie pflügt." Indeß geht es auch bei der Ernte nicht gerade lnstig her. Es gibt zwar Gegenden, wo auf kleineren Besitzungen das juuge Volk sozusagen in vollem Pntz mit der Sichel deu
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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