Seite - 113 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Bild der Seite - 113 -
Text der Seite - 113 -
113
Weizen einheimst; an den meisten Orten aber hat man zu dergleichen keine Zeit. Sobald
das Grün des Weizens abwelkt, um Peter lind Paul, spätestens um Maria Heimsuchung
(daher „Mutter Gottes mit der Sichel"), erkracht seine Wurzel und man beginnt die
Ernte, gewöhnlich an einem Freitag oder Samstag. Der Schnitter geht mit der Sense,
der Garbenbinder mit der Sichel.
Schon zn Neujahr nimmt der Landwirth seine Schnitter auf, denn wer anch nur
zehn Joch Frucht stehen hat, erntet kanm mehr selbst. Nicht als ob dies nicht vortheilhaft
Mäher.
für ihn wäre oder als ob er es für erniedrigend hielte. Beileibe. Gerade das wäre
erniedrigend, wenn er dem armen Mann sein Bischen Brod nnd Verdienst nicht gönnen
wollte. Ein solcher Landwirth würde keinen Taglöhner für andere Arbeiten bekommen,
denn anch die Armut hat ihr schwarzes Buch, in das sie den geizigen oder hinhälterischen
Landwirth einzeichnet.
Die Ernährung der Schnitter ist Sache des Landwirthes. Entweder läßt er selbst
kochen nnd ihnen das Essen Hinanstragen, in welchem Falle die Wirthschaften» nur recht
tief in die Schmalztonne hinablangeu mag, sonst kommt das Haus ins Gerede; oder er theilt
ihnen die Lebensrnittel zu: acht Kilogramm Brod, drei Liter Hirsebrei nnd „Tarhonya"
Ungarn II. 8
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch