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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 114 -
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114 (eine Art „geriebenes Gerstl"), ein Kilogramm Speck die Woche für jeden Mann. Für Geld wird selten geerntet, höchstens schlechtes Getreide für einen Taglohn von zwei Gnlden. Im Allgemeinen erntet der Schnitter auf Antheil, auf ein Zwölftel oder bei schlechtem Ertrag ein Zehntel. Das heißt, jedes zehnte oder zwölfte Kreuz ist sein und der Landwirth läßt es für ihn auch noch einführen und austreten. So erwirbt sich der arme Mann in ein paar Wochen seine Nahrung für das ganze Jahr, zwölf bis fünfzehn Kübel Getreide. Die Erde ist die Mutter des Menschen, besonders des Ungars und ganz besonders des Alsöld-Magyaren. Die Bewohner anderer Gegenden finden auch auf andere Weise Arbeit und Erwerb; Wälder, Flüsse, Felsen geben ihnen ihr Brod; der Ungar des Alsöld hat all das nicht. Er hat nur seine flache Ebene. Reiße den Alföld Menscheu von seinem Boden los, du hast deu Fisch aufs Trockene geworfen. Stelle ihn wieder auf seine Scholle, die Erde gibt ihm seine Kraft wieder wie dem Antäns. Ein so kleines Volk, durch das Augenglas Europas betrachtet, — aber so groß, so lange es auf diesem Boden steht und dessen Krume bebaut! Da zeigt sich sei» physischer und intellektueller Entwicklungsgrad, seine Arbeitskraft und Ausdauer, die es vor allen Völkern der Welt auszeichnen. Es gibt keiu Land in Europa, wo die Ausdehnung des mit Getreide besäten Bodens im Verhältniß zur Einwohnerzahl größer wäre als in Ungarn und kein Land, wo trotzdem die Ernte so früh und in so kurzer Zeit vor sich ginge wie hier. Gleichzeitig werden alle Getreidearten reif; Raps, Weizen, Korn, Gerste, Hafer, keines bleibt zurück. Zwei, höchstens drei Wochen, und das Feld ist abgeräumt, endlos reihen sich die Kreuze hiu. Das süßeste Kreuz unter allen, die das Schicksal dem armen Manne aufgeladen hat. Und da geht es nicht so zu wie bei anderweitiger Arbeit, wo der Schwache den Stärkeren hindert. Da gibt es keinen Schwachen; wer einer ist, verheimlicht es; da heißt es dem Stärkeren nachkommen, die Sense wills und das Selbstgefühl. Von 2 Uhr Morgens bis 11 Uhr Abends, und wenn der Mond scheint, selbst die ganze Nacht hindurch wird ohne Pause gearbeitet; zur Ruhe genügen die drei Nachtstunden und eine nach dem Mittagessen; zur Erfrischung jede Woche ein Bad im nahen Wassertümpel; zur Nahrung Hirsebrei, Tarhouya, Feuerfladen, Topfen, etwas Speck, Brot und Wasser. (Viele verhöhnen auch dieserhalb das ungarische Volk, das sich angeblich dann am schlechtesten nähre, wenn es der meisten Kraft bedürfe. Aber man verurtheile es nicht, es hat keine Zeit, Fleisch zu kochen.) So geht das fort von Woche zu Woche, bis Ernte, Einführen und Treten vorüber sind, zwei Monate lang. Hier und da wird einer darüber krank, die übrigen sind alle gesund. Selbst der Tod scheint erstaunt zu sein über einen solchen Anblick und läßt während dieser Zeit seine Sense ruhen. Zur Erntezeit kommen die wenigsten Todesfälle vor. Auf Puszteugüteru und in größeren Wirthschaften sind kleine Hausapotheken eingerichtet. Aderlaß, Arnica, Krebsaugen, Eis, Eiubreuusuppe, Thee
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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