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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 116 -
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116 die ganze Nacht hindurch, damit die Ähre nicht bricht nnd die Körner nicht fallen laßt. Nach dein Einfiihren geht es ans Treten, das nicht minder interessante Mvmente aufweist. Heutzutage freilich brennt uns die Zeit auf die Nägel, Alles wird rasch abgemacht und das Getreide ist schon im Speicher, ja in der Brieftasche zu einer Zeit, wo man ehemals eben erst ans Einführen ging. Zu dem von der Obrigkeit bestimmten Zeitpunkte sah man aus sämmtlichen strahlengleich aus allen Richtungen gegen die Stadt hin zusammenschießenden Straßen, welche, wenn sie sandig waren, für diese Gelegenheit sogar einen Lchmdamm erhielten, die Woche hindurch nichts als einen hochbeladenen Wagen hinter dem andern, besonders an Orten, wo das Tanya-System nicht entwickelt war. In Gemeinden mit ansehnlicherem Grundbesitz, wie auch iu kleineren Gemeinden überhaupt führte Jeder auf sein eigeues Jntravillan ein, wo zu diesem Zweck in der Nähe der Ställe ein Nanm vorbehalten war. In größeren Ortschaften aber war es aus feuerpolizeilichen Rücksichten nicht gestattet, in die Stadt einzuführen, souderu die Tretplätze („Muß-Gärten") befanden sich außerhalb der Stadt. Zusammengenommen bildeten sie einen Bezirk so groß wie manche kleine Stadt, wo jeder Landwirth seine eigene bequeme Räumlichkeit besaß und dabei iu der Nähe der Biehställe hinreichenden Platz für Dungstätte und Tenne. Landwirthe, die etwas auf sich hielten, begannen nicht einmal gleich nach dem Einführen mit dem Treten. „Ein armer Teufel, der vor Michaeli treten läßt", pflegteil sie großsprecherisch zu sagen; frühzeitig treten zu lassen, genirte man sich, damit Niemand glaube, man brauche das Neue schon dringend, weil das Alte schon zu Ende. Und wenn Jemand sich rühmte, welch ein gnter Wirth sein Bater gewesen, bekam er darans leicht den Beweisgrund zu hören: „Ja, das war er; in unseren Kinderjahren bekamen wir stets bei euch zuerst ueues Brod zu esseu". Ist nur aber erst die Triste angegänzt, dann geht die Arbeit uuaushaltsam vorwärts. Jede lebende Seele ist von Tagesanbruch bis zum Abend auf deu Beinen; selbst die Kinder kriegen zu thun, ja mau sieht oft genug selbst einen jungen Herrn Juristen aus der Stadt, dem der alte Herr ohne weiteres die Zügel des Fruchtwagens in die Hände drückt. Sie haben zehn Monate lang genug gefaulenzt auf der Universität, daheim wenigstens sollen sie das Brod nicht umsonst essen. Der Hausherr selbst, besonders wenn er mit gewechselten Pferden treten lassen kann, ruht nicht einmal, während seine Dienstleute zu Mittag esseu; allein behauptet er die Teuue uud es kommt vor, daß er in der eineu Haud das Stück Brod hält, von dein er schmaust — es ist jetzt sei» Mittagmahl — iu der andern aber die Zügel, mit denen er das Sechsgespann lenkt. Umsonst! Die Fliegen stechen; der Wind weht aus dem „faulen Winkel" oder gar aus „närrischem Land" (der Bauersmann ist ein ausgezeichneter Wetterprophet), da bleibt der Regen nicht aus. Jeder Mensch an die Gabel! Und drauf los gegabelt, geschlichtet, die Hauseu in die Höhe gehoben, sonst wächst ein
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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