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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 117 -
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117 „Bär" auf der Tenne. Wer nicht genug Leute und Pferde hat, dingt Treter im Antheil. Solches Treten geht auf ein Zehntel oder Zwölftel, wozu der Treter, wenn er nicht verköstigt wird, auch noch einen Mittags-Scheffel bekommt. Was ohne Umschweife gerade heraus bedeutet, daß von 100 Theilen 12 dem Antheiltreter gehören. Ziehen wir nun noch die 8 Procent ab, die der Schnitter schon abbekommen hat, und rechnen wir als Werth des aufgewendeten Saatgutes 16 Procent, so bleiben dem Landwirth als Frucht seines Capitals an Grundbesitz und Investition, sowie der eigenen Arbeit K4 Procent, also fast zwei Drittel des ganzen Ertrages bei anständiger Ernte. Diese „anständige Ernte" aber pflegt der Ungar nicht einmal sich selber gern einzugestehen. Wenn es heißt: „Gottlob, von Allem ist ein kleinwenig da", so ist das sast gleichbedeutend wie der Ausruf jenes Knmaniers, der vor sehr langer Zeit einmal, entzückt vom Reichthum seiner prächtig in die Halme geschossenen Fechsung, ausrief: „Na, Ihr dort drüben, werft nur getrost die Steuer aus, kümmert Euch gar nicht nm das Übrige!" Auch wenn man beim Einführen die Redensart hört: „Wenns nicht rinnt, tropft es doch", hat es fchou etwas zu bedeuten. Die Körner nämlich, und zwar gerade die besten, fallen beim Aufladen von selbst durch; dies nennt man „rinnen". Damit diese Körner nicht verloren gehen, wird der leere Fruchtwagen vor dem Aufladen erst mit einer Leinenplache bedeckt. Die unterwegs herausfallenden Körner bleiben auf der Plache liegen, und dies nennt man das „Gerinn", welches nicht an sich selbst werthvoll ist, wohl aber um dessen willen, was daraus prophezeit wird. Gibt es kein „Gerinn", dann sind die Aussichten traurig. Ist aber Geriuu vor- handen, wenn auch schwach, etwa ein, zwei Handvoll bei einem ganzen Wagen, so bedeutet dies, daß man „bestehen kann". Also die Redensart: „Wenn es nicht rinnt, tropft es doch", bedeutet auf die Ernte angewendet: „Bei solchem Ertrag kann man bestehen". In der That, man kann leben. Darüber ist nicht zu klagen. Das bekannte Sprichwort: ,kxtra HunKarinm-, sowie die Benennungen einzelner Landstriche, wie: „Kanaan des Alföld", „fettes Kauaau" (die Gegend vonHortobagy), „slovakisches Kanaan" (derBodrog- Zwickel), der„Bö-köz" (üppige Zwickel) und die reiche Tenne des Ungars im Alföld, auf der „Wohl acht Pferde kreisen, tretend mit den Eisen In des weiten Erdrunds allerschönsten Weizen", all das dentet auf die Fruchtbarkeit des Bodens, besonders aber auf die ausgezeichnete Güte des Weizeus. Diese Qualität, deren Beständigkeit die Sichtung des Saatgutes garautirt, die aber ohne Zweifel in erster Reihe das Verdienst des Bodens ist, läßt sich zu nicht geringem Maße dem System der schwarzen Brache zuschreiben, von dem der Ungar nicht gerne abgeht. „Säe früh, ernte früh", pflegt er zu sagen. (Früh säen kann man aber nnr ins Brachfeld.) „Erst säe, dann laß treten", lehrt der Andere. „Ich habe
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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