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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 119 -
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119 Dieser nämliche Volkshumor hält — wie schon bei den Hochzeitsbräucheu erwähnt worden — die leeren Grubeu als Strafverließe für die Ruhestörer des Festes in Bereitschaft. Wer im Einhalten der Brachzeit unordentlich ist, von dem pflegt man höhnisch zu sagen, „der Weizen ersticke am Ende noch seine Mohnblumen". Dieses Brach-System wurde und wird noch jetzt streng aufrechterhalten in Gegenden, wo die Commassirnng noch nicht durchgeführt ist. Hier werden die Äcker in drei Classen (Nachdruck, Wechsel, Calcatur) eultivirt: in der einen Weizen, in der anderen Frühlingssaat, während die dritte Brachland bleibt, welches von seinem Ledigwerden bis znm nächsten Sommer das Vieh begeht, durchstampft, fett macht, von Unkraut reinigt; übrigens würde da der Landwirth umsonst säen, das Vieh würde ihm Alles zertreten. In besonderen Feldstreifen sind die kleineren Äcker gruppirt, z. B. Mais-, Haus-, Kartoffelfelder, zuweilen ein Pflaumen- oder Obstgarten. Die Benenunugen der Ackerausmaße sind in den verschiedenen Gegenden verschieden. An ehemals hörig gewesene« Orten war die Benennung „Session" die gewöhnliche. Eine Session Landes bestand ans 27 bis 40 Joch sammt dem dazugehörigen Viehweide- nnd Holzschlagerecht. Das Joch wnrde mit 1.200 (ungarisches) oder mit 1.600 Quadratklafter (österreichisches Joch) gerechnet. Es gibt Orte, wo der Boden nach „Metzen", „Sack", „Scheffel" gemessen wird, je nach der Menge des hineingesäten Saatgutes. Anderswo bildet die „Kette" (1.000 Quadratklafter), die „Ruthe", die „Latte" (-- 16 Joch) und in Jazygien der„Redemtionsguldeu" die Recheneinheit; die Schnitter heißen „Bogenschützen". Da unter den Magyaren ursprünglich wenige keinen Grund uud Bodeu besaßen, was sogar noch heutzutage der Fall, so ist die Taglöhuerclasse wenig zahlreich, und was davon vorhanden ist, eilt in die größeren Städte, besonders in die Hauptstadt, so daß sich die „zweihändige" Arbeit verthenert. Im Frühling setzt die Gartenarbeit mit 50 Kreuzer ein, wird aber immer theurer, je mehr die Arbeit sich mehrt, und erreicht den Höhepunkt bei der Seuseuarbeit, indem ein gnter Schnitter täglich 1V, bis 2 Gulden verdient. Darnm greift jeder vernünftige Landmann, wenn auch nicht beim Schnitt, doch bei der Heumahd zur Sense und arbeitet mit seinen Taglöhnern um die Wette, ja er läßt — weuu er praktisch ist — nicht einmal den Titel des „Vormähers" einem Anderen zukommen. Übrigens hat er, und wäre er noch so reich, mit seinen Arbeitern, sowie mit seinem Hausgesinde die gleiche Kost. In einem Banernhanse wird nicht extra gekocht und gebacken. Ihren Lohn Pflegen die Dienstboten im nachhinein zu erhalten, meist wenn Markt ist. Der Lohn ist hoch genug, daß davon der Dienstbote sich nicht nur kleide», sondern auch uoch etwas zurücklegen kann. Wie viele, die in ihrer Jugend Knechte waren, stehen jetzt unter deu ersten Landwirthen, schon weil ein gesunder, arbeitssamer Bnrsche auch eine
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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