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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 126 -
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126 zurückbleiben und auch die Gärtner unterhalten sich nach ihrer Fa^on. Von Einladungen kann auf den Pnszten keine Rede sein; statt derselben stellt der Ordner an den Rand der Tanya ein junges Pappelstämmchen hin, von dessen Wipfel farbige Tücher wehen und der ganzen Pnszta knndthnn: „Hier wird heute Ball gegeben". Auf so einem Balle geigen zwei oder drei Zigeuner, die sonst Luftziegel streichen, bis in den späten Morgen hinein, und wenn sich kein Zigeuner findet, gibt es auf jeder Tanya Tambura und Zither, ja es kommen unter den Gärtnern sogar geschickte Guitarrespieler vor, die den leisen Klang der Saiten mit Hellem, scharfem Pfiff aeeompagniren. In der Gegend von Szentes haben sie ein Instrument Namens »tekerö- (Dreher, Haspler), mit Wirbel, Tasten und Saiten; sie verfertigen es an Ort und Stelle und singen zu seinem Klänge. Der Dudelsack ist kein ungarisches Instrument. Das sanfte Weinen der Hirten- flöte regt den Ungar melancholisch an; übrigens liebt er das Solo-Instrument nicht, mit Ausnahme des Cymbals, und macht sich auch uicht viel aus deu Blasinstrumenten, obgleich jetzt schon mancherorten ganze „Pfeiferbanden" aus Bauernburschen sich gebildet haben, die mit ihren Blaswerkzeugen geschickt umgehen. Die Feldtrompete alten Stils (der berühmte täroZatö), die das leicht aufflammende Blut der Vorfahren so heiß zu entzünden wußte, hängt jetzt mit ausgerissener Zunge in der Alterthumskammer. Niemand weiß sie mehr zu blasen; ihren letzten Wehrns hat sie vor etwa achtzig Jahren von sich gegeben zwischen den Lippen eines kleinkumauischeu Pfeifers. Der Ungar hat nur einen Tanz, doch zwei verschiedene Tempi. Andante wird er begonnen, allegro beendigt. Und zwar gilt dabei das Gesetz: Andante lang, Allegro kurz; freilich haben die Salons dieses Gesetz längst umgekehrt. Andante und Allegro („lassu" und ,kriss") — beim Tanz kennt das ungarische Volk nur diese beiden Wörter. Ebenso kennt es auch nur einen Tanz, seinen eigenen, alles andere nennt es „kalamaMa- (eigentlich: Tanz aus Kolomea). Auch der seinige heißt bei ihm nicht der „Ungarische", denn man weiß ja ohnehin, daß es nur ein solcher sein kann, — und noch weniger heißt er „Csardas", ein Wort, das er gar nicht für anständig hält, so daß seiner Ansicht nach der „Csärdäs-Tanz" irgend ein unschicklicher Tanz sein mag, da er ja auch ein herausforderndes kokettes Benehmen Csardas-Benehmen nennt. Die Benennung „Csardas" ist denn auch nicht im Volke geboren, sondern in den Herren- kreisen der Vierziger-Jahre. In der That wird er da unten auch gar nicht so getanzt wie dort oben. Er ist im Ganzen wohlanständig, solid, selbst das„li-iss" daran, während das,Iassu« (langsam) würdevoll erscheint; in seiner flotteren Form als „Werbertanz" (tokol-?ü) aber, wo die Bursche heraustreten und es beim Solotanz gestattet ist, nicht nur mit den Sporen, souderu auch mit den flachen Händen den Tact zu schlagen, da ist er der richtige
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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