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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 145 -
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145 Zechgelage in jedem Hofe, bei Geigeilschall, denn der Zigenner geht von Hans zu Hans. Zur Kirchweih werden keine Gäste geladen, aber jeder anständige Mensch, anch der Fremdling, der im Hanse vorspricht, ist gern gesehen. Auch den Bnrschen aus der Fremde wischt man in Häusern, wo es Mädchen gibt, die Stühle ab uud das zugereiste Mädchen wieder findet Reihen von Tänzern in den ortsansässigen Bnrschen, denn die Kirchweih ist zugleich Anlaß zur Mädchen- uud Herdfeuerschau. Schlägereien der Bursche, wovon die Kirchweihfeste jenseits der Donau berühmt sind, kommen im Alföld selten vor. Jedes christliche Bekenntniß hat feine Kirchweih, nur der magyarische Calvinist hat keine, aber darum weiß er doch, was gut ist. Er besucht seine schokazischen, serbischen, deutschen Bekannten (ösmerös, gleich dem römischen kvspes) auf ihren Kirchweihfesteu uud ladet sie seinerseits zur Weinlese oder zu den großen Kirchenfesten ein. Und wenn er mit ihnen in einer Gemeinde wohnt, macht er die Kirchweih ebenso gut mit, wie sein katholischer Nachbar. Sein Thor ist ebenso offen, sein Hof ebenso voll, sein Tisch gedeckt, sein Herz entgegenkommend. Warum sollte er sich nicht freuen, wenn sein Nebenmensch sich freut? Er wäre ja daun keiu Uugar. Als eine Art Kirchweih wird in manchen Alföldstädten auch der Jahresschlußtag der Schafzüchterei, St. Demetrins, angesehen. Er ist ein Kirchtag, aber nicht von religiösem Charakter, sondern ein reiner heiliger Bärenhäutertag zum Fröhlichsein. An diesem Tage werden die volkreichen Schaswocheumärkte abgehalten; an diesem Tage legt der Schäfer Rechnung uud schwitzt seine unerreichbaren Kniffe vom ganzen Jahre heraus, die er hauptsächlich mit dem Hammelvertauschen und den gefalleneu Häuteu durchgeführt. Den Schaden hat er natürlich nie; des Herrn Gut muß unangetastet dastehen, das seinige aber noch mehr, das mnß nvch weit fetter sein. Es ist ein Schäfergeheimniß, daß, obwohl sie zusammen weiden, des Schäfers Schaf dennoch besser ist, als das des Herrn. Wenn die Verrechnung vorüber, versammelt sich die Wirthschaft znm Abendbrod (Demeter- machen, Schafball). Der Schäfer zieht einem fetten einjährigen Lamm die Haut ab uud kocht es uach richtiger Schäfermanier im Bogräeskeffel; dann setzt sich Alles nm den Kessel her, der Schäfer anch, nnd da kein Weibsvolk anwesend, oder doch nnr wenig, so bleibt auch der Krug nicht fern; er geht rechts herum, er geht links herum; ein Lied erschallt, die Ziegennerbande nimmt es ans, nnd wie die Saiten klingen, so geht der fußbodenstampfende, händeklatschende Männer-Werbetanz los. Gegen Mitternacht ermattet das Bein, dagegen wird das Erz der Männerkehle laut, man spricht ein wenig von Verbäsz, und auch vou Päkozd, lieben Orten aus der Nationalgardistenzeit. Entweder bei Pakozd oder bei Verbäsz ist jeder von ihnen gewesen, lind wenn ein Fremder so durch das Fenster anf diese Scene hereinblickt, kommt er plötzlich darüber ins Reine, was es heißt: „Weinend erlnstigt sich der Magyare". Ungar» II.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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