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Arinspangen und der Stil der Drachenköpfe weist jedoch mehr auf Indien hin, wie denn
dergleichen in Bombay noch jetzt zu finden sind.
Auch in Mezöbereny machte man beim Ziegelformen zwei Goldfunde. Der eine
enthielt zwei massive goldene Schnallen mit Granateinsätzen, dann eine Gewandspange in
Form einer Fliege, deren Flügel und Augen gleichfalls aus Granaten gebildet waren,
ähnlich jenen mit Granaten besetzten goldenen Bienen, welche zu Touruay im Grabe des
Fraukeukönigs Childerich I. gesunden wurden. Kaiser Napoleon I. ließ seinen Krönungs-
mantel mit gestickten Bienen dieser Art schmücken, da er sie für eigenartige Abzeichen der
merovingischen Könige hielt.
Ferner machte man in Madaras einen Goldfund, desseu Hauptobjecte Gürtel-
verzieruugeu und ein goldenes Messerfutteral sind. Weit wichtiger aber ist der Fund von
Knnagota, bestehend aus einem reichen goldenen Gürtel, einem silbernen Wehrgehäng,
acht goldenen Ringen, drei silbernen Gefäßen und anderen goldenen Schmncksachen, deren
Alter durch eine bei dem Schatze gefundene Goldmünze Kaiser Jnstinians bestimmt wird.
Dies mag das Resultat irgend eines Raubznges der Avaren gewesen sein, die daran nur
das Gold zu schätzen wußten, die aus deu geraubten Goldplatten befindlichen, von ihrem
Geschmack abweichenden fremdartigen Figuren aber nicht beachteten, daher sie denn aus
diesen Platten Knöpfe nach ihrem eigenen Geschmack formten, auf denen noch zwei
Inschriften („Charis" und „Dionysos") nnd Theile der diesen Namen entsprechenden
Figuren erhalten sind. Dieselben zeigen den Charakter der sinkenden Heidenzeit.
Die deutschen Archäologen, die sich mit den Überbleibseln der Völkerwanderungszeit
befassen, halten alle Gräber, in denen Goldsachen gefunden wurden, für Fürstengräber.
Wir müssen jedoch bemerke«, daß sich auch in spätrömischen Steinsärgen zuweilen Gold-
sachen finden, nur daß solche Särge fast immer erbrochen und geplündert sind. Die Christen
ehrten die Gräber der Heiden nicht, ja es hat sich eine Verordnung des ostgothischen
Königs Theodorich erhalten, welche die Plünderung der Gräber gutheißt, indem nicht
einzusehen sei, warum den Todten dasjenige verbleiben solle, was sie doch nicht mehr
benützen können, während es zum Besten der Lebenden verwendet werden könnte.
Der Zeit der ungarischen Herzoge gehört der Fund von Teremia an; silberne, theil-
weise vergoldete Knöpfe, die wahrscheinlich an die Kleider genäht wurden. Die magyarisch-
heidnischen Fnnde sind im Allgemeinen viel ärmlicher als die der Avarenzeit, in denen das
Gold überwiegt, während in den heidnischen Gräbern der Magyaren nur Silber gefuuden
wird. Zn ihrer Zeit war die Welt schon ärmer, die Goldschätze der Römer waren nicht
mehr vorhanden. An diesen Fund reihen sich auch die Gräber vou Gerendas im Bekeser
Comitat, deren Zeit durch die in ihnen gefundeneu Münzen: Denare der Könige Stephan
der Heilige, Peter uud Andreas bestimmt wird. Charakteristisch sind aus diesen Gräbern
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch