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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 167 -
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167 unter freiem Himmel gehalten, oft in hölzernen, zu diesem Zweck aufgeführten Gebäuden, und die Reichsstände lagerten die ganze Zeit unter Zelten, auf eigene Kosten. Zu Pferde, gefolgt von Frachtwagen und großem Gesinde, waren sie herangezogen und ebenso zogen sie nach gethaner Arbeit wieder davon. Es kam vor, daß die Stände vom Reichstage geradenwegs nach dem Kriegsschauplatz aufbrechen mußten, um, was sie in Worten beschlossen, sich nun auch mit ihrem guten Schwerte zu erkämpfen; so singt es auch der „Pflüger des Näkos" bei Karl Kisfaludy: „Tapfre Herren, hör' ich sagen, Scharten hier sich, rathzuschlagen; Wenn dann Schlachtdrommeten heulten. Adlergleich zum Kampf sie eilten." Es fällt der Phantasie schwer, anf Grund einzelner zerstreuter Angaben sich ein dentliches Bild von den Reichstagen auf dem Räkos zu entwerfen, deren mancher verhängnißvoll für das Land wurde, so namentlich derjenige, der der Katastrophe von Mohäcs vorausging. Einen Vorsitzenden gab es da nicht, ein Protokoll wurde nicht geführt; den Willen von zwanzigtausend Köpfen verdolmetschten einzelne Volksredner dem König nnd den Magnaten, die in der Ofener St. Johanneskirche zu Rathe saßen, während der niedere Adel sich in Pest nnd den benachbarten Dörfern festgesetzt hatte. Die sehr zahlreiche Abordnung, welche die Beschlüsse des niederen Adels in Ofen drüben kund- geben sollte, mußte am Burgthore ihre Waffen ablegen. Es kam indessen auch vor, daß selbst der König in Person sich von Ofen zum Reichstag auf den Räkos herunterbegab, Ludwig II. zum Beispiel, uud dort mit den Wortführern des Kleinadels verhandelte. Es war auch keine andere Örtlichkeit zu finden, die als Schauplatz einer so großen Versammlung dienen kounte, als das Räkos-Gefilde, in seinem damaligen Zustande eine unfruchtbare Sandebene, auf der nach dem Berichte eines alten Chronisten nur Rüben, Melonen und Rettige wuchsen. Bloß aus der Zeit des Matthias Corvinns wird in der Gemarkung Pests, eine römische Meile von der Stadt, ein königlicher Garten erwähnt, wo Wild gehegt wird uud Lilien blühen. Im Übrigen wnrde der ganze Rakos als herrenloses Land betrachtet, welches kein Magnat der Mühe werth fand, sich als „Donation" auszukitten. Heute stellt sich diese Sandwüste als ein Complex erträgnißreicher Landwirthschaften dar und kein Sandstnrm aus der Sahara bedeckt mehr die Hauptstadt, um die sich ein gepflanzter Waldgürtel schlingt, während die Hansgruppen mit ihren grünen Gärten immer weiter hinausdringen, um von dem Schauplatze der einstmaligen „ruhmreichen" Adels- versammlungen Besitz zu ergreifen, zum Besten einer noch viel edleren Cultur. Auch in so veränderten Zeitlänsten ist das Pester Comitat maßgebend geworden für das ganze Land, sowohl was geistige Bildnng, als anch was verfassungsmäßige Politik oder Volkswirthschaft betrifft.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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