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den üppigsteil Ertrag geben, sondern die sanften Abhänge, welche leicht zu bebauen sind. Sie
bemächtigen sich nicht des besten Bodens, sondern desjenigen, dein sie gewachsen sind. Und
dieses Stück Land erwies sich besonders geeignet. Es ist fruchtbar genug uud sehr leicht zu
bebauen. Selbst die Saudhügel sind noch mit etwas Gras bedeckt, hinreichend, nm dem
Hausthier als Weide zu dienen. Die tiefer gelegenen Stellen haben reichen Graswuchs, in
dem die Eroberer des Landes bis an den Gürtel wateten, wenn sie ihn zu Mahden schlugen.
Das Klima ist trocken und keine Überschwemmungen sind zu befürchten. Auch feindlichen
Angriffen begegnet als schwer zu überwindendes Hinderniß vor Allem die Theiß, welche
die Galga und den Täpiö aufnimmt, während gegen Westen die Donau als natürlicher
Schanzgraben dient. Und zugleich bieten diese beiden Flüsse ausgiebige Nahrung durch ihreu
Fischreichthum. Auch an Baustoffen ist gerade kein Mangel. Die Hügelkämme sind in der
Urzeit, wie stellenweise auch jetzt uoch, mit Eichen bestanden. Ein nicht sehr hoher Hügel
des heutigen Steinbruch (Köbäuya) aber, der aus Eerithiumkalk besteht, liefert werthvollen
Baustein, den auch die spätere Cultur verwerthet. Die Stadt Kecskemet bittet seinerzeit den
Pascha von Ofen um die besondere Erlanbniß, für den Ban ihrer Kirche von hier Steine
führen zu dürfen, und in der Kircheuruiue der Puszta Vaes sieht man noch heute das vou
hier geholte Baumaterial.
Zahlreiche Denkmäler bekunden, daß diese Gegend in jenem Zeitraume, der dem
Gedächtnisse der Weltgeschichte zugänglich ist, bewohnt war; einzelne Funde aber machen
es sogar zweifellos, daß hier schon lange vorher Völker wohnten, welche Spuren ihrer
Thätigkeit hinterlasse» haben. In der Gemarkung von Täpiö-Szecsv, auf der sogenauuteu
Felsö-Täpiö-Wiese, birgt ein umwallter Hügel vou etwa 30 Meter Durchmesser Maucr-
cement in sich, dessen Alter durch ebenda gefundene Scherben und eiu jetzt dem National-
museum gehöriges Handbeil der Bronzezeit bezeugt wird. In Kis-Szent-Miklös, auf der
Nyires-Weide, hat sozusagen jede Epoche ihre Denkmäler zurückgelassen. Steinäxte und
steinerne Pfeilspitzen sind die Zeugen der ältesten Periode, dann folgt die Reihe der Brouze-
geräthe; aus der Römerzeit finden sich schon Geldstücke, hierauf folgen Münzen der
Könige aus der Ärpadenzeit, mit türkischen Münzen vermischt. Daraus geht klar hervor,
daß diese Gegend in allen Epochen bewohnt gewesen.
Die ersten schriftlichen Denkmäler berichten von einer späteren Zeit. Erst aus
der Periode der römischen Herrschaft wissen wir, daß im Zwischenlande der Donau und
Theiß ein sarmatisches Volk, die Jazyger, wohnte nnd bisweilen Einfülle in das römische
Reich machte, sonst aber sich mit den übrigen Barbaren hernmschlng. Zu Pferde erscheinen
sie in der Schlacht, mancher Soldat sogar mit zwei kleinen Rößlein, um sie wechseln zu
können. Sie sind eine gesürchtete Nachbarschaft für die Römer; diese erachten es nothwendig
sie von der Donau fernzuhalten und ihnen die Erbauung von Städten in der Nähe des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch