Seite - 175 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Bild der Seite - 175 -
Text der Seite - 175 -
175
mit einer Ausschwitzung von Soda bedeckt. Diese wird an vielen Orten, zum Beispiel in
der Gegend von Akasztö, sogar zusammengefegt und gereinigt. Der Pflanzenwuchs ist so
zusammengeschmolzen, daß der Fremde sich fragt, ob derselbe denn anch nur zur Viehweide
uoch tauge. Uud er taugt gar wohl. In der feuchteren Frühlingszeit bietet er nicht nur
dem Schafe, sondern auch dem Rinde reichliche Nahrnng. Zu dieser Zeit bedecken sich die
kleineren Senkungen eine oder zwei Spannen hoch mit Wasser. Später überzieht sich die
Senkung mit Gras, welches das Wasser durchbricht und aus Tageslicht kommt; das Ganze
hat eine srischgrüne Farbe und man möchte es für Wiesen- oder Weidegrund halten, aber
nnter dem Grase steht knöcheltiefes Wasser.
Zwischen Fülöpszalläs, Akasztö nnd Solt gibt es über hundert solche Natronseen.
Die größten, der Kelemenszek und der Zabszek, sind etwas über 150 Joch groß. Es gibt
aber auch ganz unbedeutende. In dürren Jahren trocknen sie ganz aus, ihr Gewässer
erhalten sie uur vom Regen uud verlieren es nur durch die Verdunstung. Die Erde
verschluckt davon fast gar nichts. Charakteristisch für die Undnrchlässigkeit des Bodens ist
es, daß die Jäger sich knapp am Ufer des Wassers Lanergrnben anlegen, deren Grund viel
tiefer liegt als die Wasserfläche des Sees und dennoch trocken bleibt.
Ans diesen See» lebt eine unzählbare Menge von Geflügel. Die Wildente in
mehreren Abarten bildet das herrschende Element. Die Zigeunerente mit ihrem schwärzlich
bnnten Gefieder, die kleine Schnarrente, eine andere Gattung, die das Volk mit einem
Fremdwort „Stockerente" nennt, die Donau- oder Eisente, die den ganzen Winter dableibt
und sich zuweilen selbst in der Hauptstadt nm die Kettenbrücke her sehen läßt; sie alle
bilden gegen Abend einen dichten Saum um den Teich, nicht unähnlich einem Spitzengürtel.
Fällt ein Schuß, so steigt eine ganze Wolke in die Luft auf, bunt gemischt mit gewaltigen
Scharen anderer Wasservögel. Hier kreischende Kiebitze, die sich fast unverschämt dem
Menschen zudräugeu; dort Kirmöven in silberweißem Federkleide; dazwischen Reiher,
Sturmvögel, „Goyzer", Schnepfen in etwa fünfzehn Abarten, drei- oder viererlei Wild-
gänse, darunter als schönste Variante der am Kröpfe mit rothen Federn geschmückte „Lilik".
Der reiche Boden, der sich so leicht bearbeiten läßt, besonders aber die Donau,
hatten seit Vorzeiten eine große Anziehungskraft. Der Strom bot nicht nur Nahrung
durch seine unerschöpflichen Bestände an Fischen, sondern setzte das Volk anch in den
Stand, seine überflüssigen Producte zu Handelszwecken anderswohin zu befördern. Und
da jenseits der Donau die Wege viel gangbarer, für den Marsch von Kriegsvölkern viel
günstiger sind, war anch diesseits weniger von Einbrüchen feindlicher Völkerschaften zu
besorgen. So finden wir denn, daß die ersten Magyaren gleich nach ihrer Einwandernng
diese Gegend stark besetzen. Nach der Überlieferung baut Ärpäds Sohn, Solt, an diesem
Orte eine Burg uud benennt sie nach seinem Namen. Auch auf der Ebene ringsum
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch