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Wie gesagt, es ließ sich nur durch Klugheit und indem man sich in die Umstände
schickte, erreichen, daß in der Gegend sehr viele Ortschaften erhalten blieben und als
bewohnte Plätze die Türkenherrschaft überdauerten. So außer dem eben erwähnten
Dömsöd noch Dab, Tass, Pereg, Szalk-Szent-Märton, Dnna-Vecse, Solt, Dnna-Pataj,
Ordas, welche bei der Conscription im Jahre 1691 sämmtlich als bewohnte Plätze erwähnt
werden und demgemäß auch ihre Steuer ausgeworfen erhielten.
Die Einwohnerschaft aller dieser Orte ist grundmagyarisch und nur die später zur
Besiedlung gelangenden Gemeinden der Gegend wurden von anderen Nationalitäten
besetzt. So wanderten zum Beispiel die Bewohner von Kis-Harta aus Schwaben ein,
fanden jedoch in der Gemeinde auch schon eine Anzahl Magyaren vor, die sich von den
Nachbarplätzen dahingezogen hatten. Dnna-Egyhäza bevölkerte sich mit oberländischen
Slovaken, und zwar nicht auf Grund der Hörigkeit, sondern eines Vertrages, so daß daselbst
gar kein Urbarialverhältniß bestand.
Das Landvolk beschäftigt sich nur iu den von der Donau entlegenen Theilen aus-
schließlich mit Ackerbau. In den Gemeinden des Donau-Ufers verlegen sich sehr viele auf
die Schiffahrt. Aus ihnen stammen größtenteils die Matrosen und sonstigen Mann-
schaften der Donauschiffe. Außerdem halten viele Schlepper, anf denen sie das Getreide
ferner Gegenden nicht nur bis Budapest und Naab, sondern bis Passau hinauf befördern.
Diese Schlepper werden dermalen schon zumeist durch Dampfschiffe stromauf bugsirt, doch
sieht man sie hier und da auch noch mit 15 bis 20 Pferden bespannt unter großem Lärmen
nnd Zurufen der Kutscher, mit schwerer Mühe die Strömung überwinden. Die Bemannung
dieser Schleppschiffe ist fast ausschließlich hier herum zu Hause und schon an ihrer Tracht
zu erkennen. Die Leute tragen nämlich aus dünnerem Stoff gefertigte, faltige, unten weite
Beinkleider und knrze, etwas über die Taille hinabreichende Jacken. Das Volk ist arbeitsam,
sparsam, wohlhabend. Die Gemeinden sind verhältnißmäßig sehr volkreich nnd liegen dicht
bei einander.
An monnmentalen Gebänden ist die Gegend änßerst arm. Eigentlich ist nnr ein Bau
dieser Art zu nennen, die schon erwähnte reformirte Kirche zu Oesa.
Die ^)nsel Csepel.
Gleich unterhalb der Hauptstadt theilt sich der Douaustrom in zwei Arme, mit denen
er die Insel Csepel umfaßt. Der östliche Arm zieht am Rande der Ebene südwärts, etwa
55 Kilometer lang; der westliche ist etwas länger (etwa 58 Kilometer) und stellenweise
mit höheren Ufern eingefaßt. Bei Batta und Eresi erhebt sich das Gestade steil bis zu
20 und 30 Meter über dem Wasserspiegel, bei Räcz-Almäs erreicht diese Erhebung
sogar 60 Meter.
Ungarn II. 12
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch