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Jeder der beiden Arme bildet überdies noch kleinere Eilande, nnter denen die
bemerkenswerthesten die Inseln Soinlyö (oberhalb Dömsöd), Haraszti und Haros (Teteny
gegenüber) sind. Insgesammt enthalten die beiden Donan-Arme bei Csepel nicht weniger
als vierzehn solche Inseln.
Die Insel Csepel selbst ist eine große Niederung, wo das Volk einen fünf Meter
hohen Sandhügel schon Berg nennt. Daher ist sie den Überschwemmungen der Donau
sehr ausgesetzt. Hier und da gibt es Äcker besserer Qualität, im Übrigen ist der Boden
Sand, den man neuerlich mit vielem Eifer zu binden trachtet, der aber infolge der früher
betriebenen Waldverwüstnng vielfach den Charakter des Flugsandes angenommen hat.
Einst waren diese sandigen Flächen mit Wald bedeckt und die Insel galt für einen
der lieblichsten Theile des Landes. Bischof Nikolaus Oläh berichtet von ihr, daß sie
Überfluß habe an Fasanen, Rebhühnern, Drosseln, Hirschen, Wildschweinen, Damwild
und Hasen; außerdem sei sie so reich an Wäldern, Weingärten und Feldgewächsen, daß sie
nichts vermisse, was für Nothdurft und Genuß des Lebens erforderlich: „welches meinem
Herrn Ludwig II. und seiner Gemalin, Königin Maria, häufig zu Lust und Kurzweil
gedeiht. Selbst in Thessalien könnte man keinen schöneren Ort finden".
Ein so angenehmer Aufenthalt mochte die Insel auch vorher sein. Die Überlieferungen
melden, daß die magyarischen Einwanderer unmittelbar nach dem über Zalän erkämpften
Siege hier Rast halten, hier zuerst ihren ständigen Wohnsitz aufschlagen, und daß hier sich
die erste fürstliche Hofhaltung entwickelt. Wie König Belas anonymer Notarius bezeugt,
„gingen Fürst Ärpäd und seine Edlen in die Insel hinein und da sie die Fruchtbarkeit
und Üppigkeit jeues Ortes und die Stärke der Gewässer der Donau sahen, gewannen sie
den Ort unendlich lieb nnd beschlossen, daß dies eine fürstliche Insel sein und daselbst jede
edle Person Haus und Hof haben solle". Und lange blieb die Insel Fürstensitz. Paläste,
Klöster, Kirchen schmückten sie und von manchem Bau waren die Ruinen noch lange
sichtbar. Bis zur Katastrophe von Mohacs bildete die Insel das Brautgeschenk der
Königinnen., Und auch heute ist sie königliches Eigenthum.
Nach der Schlacht bei Mohacs wurde, man weiß nicht wie, Stesan Eszterhäzy
Besitzer der Insel; er verkaufte sie sammt allen dazugehörigen Pnszten um 25.000 Guldeu
au den General Heißler. Von diesem kaufte sie drei Jahre später Prinz Eugen von
Savoyen um 85.000 Gulden, dann ging sie im Wege der Erbschaft auf die Erzherzogin
Maria Christine und das durchlauchtigste Herrscherhaus über.
Da die Insel unmittelbar unterhalb der Hauptstadt gelegen ist, hatte sie von allen
den Kriegen zu leiden, welche um die Herrschaft im Lande geführt wurden. Hier bot sich
der günstigste Punkt, von dem einen Ufer der Donau auf das andere überzusetzen. Schon
die Heere Arpäds hatten hier den Übergang bewerkstelligt. Die Türken rotteten einen Theil
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch