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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 180 -
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180 Nach der Vertreibung der Türken gab es nur in Näezkevi nnd Sziget-Szent-Miklös ursprüngliche Einwohner, die übrigen Gemeinden siedelten sich nen an. Die Gemeinde Tököl wurde vou Raizeu aus Dalmatien und Serbien besetzt, die Bewohner von Sziget- Szeut-Märtou kamen aus Franken nnd Schwaben herein, Sziget-Ujsalu war eiue Colouie von Deutschen aus Österreich, die Vorfahren der Einwohner von Beese aber kamen ans Steiermark, Österreich und Schwaben. Bei der Berührung der verschiedenen Stämme untereinander ist hier ein eigen- thümlicher Fall zu beobachten. Die serbische Bevölkerung, die doch ursprünglich das Übergewicht hatte, verliert überall an Boden, zum Vortheil der magyarischen und deutschen Bevölkerung. Nicht nur ist die Vermehrung der serbischen Einwohnerschaft eine viel geringere, als der deutsche» oder magyarischen, sondern sie geht auch im Wohlstand gegen diese zurück. In Csep gibt es heute kaum mehr eine serbische Bevölkernng, die aber früher überwog. In Csepel siedelte sich im vorigen Jahrhundert nur am nördlichen Theile des Dorfes eine Gasse voll Deutscher an, und heute ist das ganze Dorf deutsch geworden nnd diese Deutschen wandeln sich in Magyaren; die früheren Einwohner haben sich entweder zerstreut, oder sind Deutsche geworden. Von Sziget-Szent-Marton siedelten die Serben, als daselbst die Zahl der deutschen Ansiedler immer stieg, in demselben Maße nach Räczkevi über. In Becse aber geschah es schon 1706, daß eines Nachts alle Raizen getroffener Verabredung gemäß nach der benachbarten Gemeinde Lore auswanderten. Gleichwie die Birke iu manchen Regionen die Bnche ausrottet, diese aber iu anderen Gegenden die Eiche verdrängt und selber ihren Platz einnimmt, so sieht man hier die deutsche und magyarische Bevölkernng ohne besondere Verabredung oder Planmäßigkeit nach und nach Grnnd und Boden der Serben aufkaufen und diese selbst zur Auswanderung bewegen. Und doch ist zu bemerken, daß die Einwohner untereinander von Anfang au duldsam waren, ohne Rücksicht auf die Verschiedenheit von Ursprung und Glaubens- bekenntniß. So faßte die Stadt Räczkevi schon 1725 einen Beschluß, der wahrlich dem damaligen Zeitgeiste weit voraus war. Sie beschloß nämlich: „Da die Stadt ans drei Religionen oder »gtatug« bestehe, das heißt aus Römisch-Katholischen, Reformirten und Raizen oder solchen griechischer Eonsession, so möge fürderhin die Gerichtsbarkeit eine den Angehörigen aller drei Religionen oder Bekenntnisse gemeinsame sein, so zwar, daß, da der resormirte Status doppelt so viel betrage als der katholische und raizische, in zwei auf einander folgenden Jahren der Richter aus dem die reformirte oder helvetische Coufessiou bekennenden Status gewählt werde, uach den zwei Jahren aber beide Parteien, nämlich ein Papist und ein Raize, durch Rathsbeschluß zur Abstimmung vorgeschlagen werden, unter denen dann die Wahl für das Richteramt durch Abstimmung der Gemeinde zn treffen sei". Bei derselben Gelegenheit wurde auch bestimmt, daß, da sie insgesammt
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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