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ganzen Strecke, sondern auch der Umstand, daß hier die Donan auch jetzt noch ihr rechts-
seitiges Ufer stark benagt und immer weiter gegen Westen vordringt. Bei Dombori zum
Beispiel hat das Wasser biuueu zehn Jahren mehr als hundert Joch Feld weggenommen,
bei Tolua aber gehören vom linksseitigen Gebiet mehrere Hundert Joch, die vordem
jenseits des Wassers lagen, zur Tolnaer Gemarkung. Und ebenso war es vor Alters. Aus
den geographischen Ortsbestimmungen des Claudius Ptoleniäus, der um die Mitte des
zweiten Jahrhunderts lebte, können wir uns überzeugen, daß die Donan seit seiner Zeit
auf dieser Strecke ihren Lauf viel weiter nach Westen verlegt hat.
Die seichten Seen, die wir in dieser Gegend finden, die aber in geringerer Anzahl und
Ausdehnung auf dem ganzen Gebiet zwischen Donau und Theiß vorkommen, unterscheiden
sich bedeutend von jener Gattung der stehenden Gewässer, welche wir oben Natronseen
genannt haben. Der Grund dieser seichten Seen ist eine für Wasser durchlässige Schichte,
zumeist mit Thon vermischter Sand; er ist morastig und moorig. Selbst wenn ihr Wasser
verdunstet ist, scheint es kaum möglich, durch ihr Buschwerk zu driugeu. Oben liegt das
Moor längst trocken, während es auf seinem Grunde noch lauter Schlamm ist. Ihre Ufer
verlaufen sehr sachte uud je nach dem höheren oder niedrigeren Wasserstand wechselt daher
die Größe des Sees bedeutend. Weuu es viel Schneewasser gibt und die Donau hohes
Wasser hat, stehen die Sümpfe mit einander in Verbindung. Der Örjeg nimmt zu solcher
Zeit die Gewässer von ausgedehnten Landstrecken in sich anf. Die Wasser sämmtlicher
seichten Seen, von Szalk-Szent-Marton angefangen, sind durch den sogenannten Nagy-Er
(große Ader) verbunden, der mit mehreren Armen nach Knn-Szent-Miklös, Fülöpszälläs,
Szabadszalläs ausgreift und dann unterhalb Akasztö in den Örjeg fällt. Bei Csäszärtöltes
verengt sich der Örjeg schou zum Fluß, macht eine Wendung gegen Hajos und fließt dann
der Donau zu, so mächtig, daß er sogar Mühlen treibt. Treten dürre Jahre ein, so trocknen
die seichten Seen ans, nicht minder der Örjeg (jetzt schon rascher, seitdem er kanalisirt ist)
und die Seegründe werden als Felder umgeackert.
Die seichten Seen unterscheiden sich von den Natronseen am meisten dadurch, daß
sie mit einer üppig wuchernden Vegetation bedeckt sind. Nur an den tieferen Stellen findet
sich glattes Wasser, unter dessen Oberfläche die langen Stiele des Wasser-Katzenkrautes
wachsen. Am Rande des glatten Wassers wird der innerste grüne Saum durch dichtes
Rohr gebildet, welches, wie die gute Saat, jede andere Pflanze zu unterdrücken trachtet.
Gegen das seichtere Ufer hin beginnt die weißblühende Schmerwurzel sich einzumischen
und rankt sich an den Rohrhalmen hinan. Hier und da wiegt eine Wasseraloe mit stachligen
Blättern ihre weißen Blüten, die weiße Nymphäa breitet ihre Blätter auf dem Wasser-
spiegel aus und läßt ihre schneeigen Blüten nur wenig hervorblicken; die gelbe Seerose
nnd die schwertblättrige gelbe Lilie entfalten wetteifernd ihre prächtigen Blüten. Je näher
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch