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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 186 -
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186 Ringmauer, während es im XVII. Jahrhundert fast ganz verkam. Aber trotzdem hatte es Einwohner, wofür der Umstand spricht, daß es bei der Contribntion im Jahre 1690 100 Metzen Getreide und drei Stück Schlachtvieh zur Verpflegung des Militärs beizu- steuern hatte. Die zusammengeschmolzene Bevölkerung mußte sowohl in Kaloesa, wie anch in manchen Nachbargemeinden durch Besiedlung ergänzt werden. Die Ansiedler wurden meist aus Dalmatieu geholt. Da sie aber hier schon magyarische Bewohner vorfanden, magyarisirten auch sie sich und unterscheiden sich dermalen weder in Sprache, noch in Tracht oder Sitten vom urwüchsigen Magyarenthum. Sie wissen nicht einmal, daß ihre Bäter anderen Ursprunges waren. Nur die Gemeinde Dusnok verblieb zum Theil dalmatinisch. Die Dörfer und Gemeinden verdienen in mancher Hinsicht Beachtung. Bogyiszlo liegt auf der Insel zwischen altem und neuem Donauarm von dichter Waldung umgeben, im Winter oft Monate lang von der Welt abgeschnitten. Hajos, ehemals Wohnsitz der Erzbischöfe von Kaloesa, ist heute erzbischöflicher Lustsitz. Duua-Pataj ist eine wohlhabende ungarische Stadt mit schöner, unternehmungslustiger, politisch reifer und lernbegieriger Bevölkerung. Foktö verdient besondere Erwähnung. Seine Einwohner treiben zumeist Gartenbau. Sie bestellen ihre Äcker nicht mit Weizen, sondern mit Gemüse, namentlich mit Zwiebeln, Kraut, Paprika, gelben Rüben. Diese Produete trägt das Volk selbst bis auf große Entfernungen zum Verkauf umher. Auf allen Märkten von Budapest, Waitzen, Keeskemet, Veszprim, Mohäes u. f. w. findet man die Leute von Foktö. Hauptort der Gegend ist Kaloesa, mit 16.000 Einwohnern. Es ist der Sitz eines Erzbisthums und verdankt seinen Erzbifchösen, unter denen uns hervorragende Gestalten der Landesgeschichte begegnen, seine Culturanstalten nnd stattlicheren Gebäude. Obzwar wiederholt zerstört, blieb es doch fortwährend der Mittelpunkt des Culturfortschrittes einer ansehnlichen Landschaft, nnd ist dies auch heutigestags. Seine Schulen stehen unter den Lehr- und Erziehungsanstalten Ungarns an hervorragender Stelle. Das Priesterseminar befähigt jährlich 30 bis 40 Zöglinge für den geistlichen Berns. Gymnasium und Convict, 1860 durch Erzbischos Kuuszt gegründet, gehören zu den besten Erziehungsanstalten des Landes. Es finden daselbst 160 Jünglinge Wohnung und Verpflegung, darunter solche aus den ersten Familien Ungarns. Das Institut steht uuter der Leitung der Jesuiten und ist mit allen Lehrmitteln reich ausgestattet. Und von noch unmittelbarerem Einflüsse auf die Volksbildung ist die Stadt durch die daselbst errichtete Lehrerbildungsanstalt nnd das Kloster der nach nnserer lieben Frau beuaunteu Schulschwesteru, welches mit einer Erziehungsanstalt für Elementar- uud Bürgerschullehreriuueu und einer Kleinkinderbewahr- anstalt verbunden ist.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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