Seite - 195 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9

Der Deäkplatz und seine Umgebung in Kecskemet. sondern auch der Fä- higkeit, zu berechnen und zu erwägen, und sie wußten ebensogut den Umständen Rechnung zu tragen, als aus denselben Nutzen zu ziehen, wenn sich hiezu Gelegen- heit bot. Und als hätten das eigenthümliche Klima des Alföld und der ins Unendliche verlaufende Horizont seiner Ebene ihnen geholfen, jenen Zustand der Klemme zwischen zwei Feuern zu ertragen, gewöhnte sich die Bevölkerung der „drei Städte" sowohl an Schärfe des Blicks, als auch au eine Ruhe, Ausdauer und Geduld, die durch nichts zu erschüttern waren. Die Veränderlichkeit des Klimas stählte ihre Körperkraft nnd befähigte sie zur Selbstbeherrschung. Die Eintönigkeit ihres Landes nnd des eigenen Daseins lehrte sie, auf welche Art das Gleichgewicht der Seele unter allen Verhältnissen des Lebens zn wahren sei, und diese nüchterne, nm den Preis langer und gramvoller Erfahrungen erworbene Lebensphilosophie vererbte sich vom Vater ans den Sohn nnd ist noch jetzt ein Charakter- zug der Bewohner. Der Richter von Czegled, Körös oder Kecskemet beugt Haupt uud Knie vor dem gewaltigen Naznr, der, auf seinem prächtigen Rosse in orientalischem Glänze schimmernd, stolz über den Hanptplatz der Stadt reitet: aber den „Subafcha" zu hinter- gehen, hält er für keine Sünde. Wenn der Türke sein Geld fordert, eilt er stets, ihn zu befriedigen; aber um die Ehre der Gemeinde zu wahren, rächt er jedes Vergehen. Diese Sclaverei vermochte nicht die Einwohner zu unterjochen; ihr zum Trotze bliebe» sie selbst- bewußt, stolz, zuversichtlich uud dennoch aufrichtig, folgsam und auf Erwerb bedacht wie jetzt. Obgleich aber die Türken den Bewohnern der verbündeten „drei Städte", als eines kaiserlichen Domininms, im Vergleich zu den unter die türkischen Krieger vertheilten