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auch die Schäfersleute, so in der Ebgoudolta- und Muszäj-Vorstadt von Nagy-Körös und
in der Muszäj-, Ürges- und Marien-Vorstadt von Keeskemet. Diese Städte, Czegled mit
eingerechnet, haben ein sehr beträchtliches Gemeindevermögen (besonders Keeskemet), und
thun demgemäß in neuerer Zeit sehr viel für ihre Hebung und Verschönerung. Die Stadt
Keeskemet, welche auch die Jurisdiktion besitzt, baute vor einigen Jahren die stattliche
Rndolss-Reiterkaserne, wie es eine auch in Nagy-Körös (das staatliche Hengstendepot) uud
Czegled gibt; außerdem ein Schlachthaus, eine Ziegelei, ein Krankenhaus, neue Volks-
schulen, artesische Brunnen, Dampfmühlen (welche den weiten Kreis von Trockenmühlen
rings um diese Städte, namentlich um Czegled her, lahm lege» halfen), und ein Gleiches
thaten ihre ehemaligen Verbündeten Czegled und Körös und noch andere mehr. Übrigens
waren die Keeskemeter seit jeher bestrebt, das öffentliche städtische Vermögen zu mehren,
damit die Stadt in der Lage sei, alle jene Faetoren des Fortschrittes, deren Förderung
über das Streben Einzelner hinausgeht, selbst ins Leben rufen zu können. Sie suchten also
die Stadt zu bereichern, um ihr eine materielle Kraft zu verleihen, welche zur Schaffung
von heilsamen Einrichtungen größeren Maßstabes ausreichend sei.
Der Grund zur Wohlhabenheit des Volkes war schon unter der Türkenherrschaft
gelegt. Das reiche und stolze Volk steckte sich damals, wie heute, als Hauptziel den
Vermögenserwerb vor. Anf den geräumigen Pnszten weideten herdenweise die Rinder,
Pferde, Schafe; die Zahl derselben war so groß, daß, wenn jemand nicht genug Winter-
futter für sein Vieh besaß und daher dasselbe zur Herde irgend eines größeren Landwirthes
schlug, dieser die Vermehrung der Anzahl um fünfzig oder sechzig Stück nicht einmal
bemerkte. Die Viehzucht war selbst noch in naher Vergangenheit eine blühende; nenestens
aber, seitdem die Commassirnng die gemeinsamen Immobilien ausgetheilt hat, habeu
Rinder- und Schafzucht viel von ihrem einstigen Rufe verloren nnd ist auch das ärmere
Volk um den Nutzen des Viehhaltens gekommen. Die ausgedehnten Weideplätze wurden
großentheils dem Pflug unterworfen, denn auch jetzt bildet Ackerbau, Laudwirthschast deu
Hauptberuf der Bevölkerung. Jeder Fußbreit Land wird anfgeackert und soll Nutzen
bringen. Man kann sagen, sie betreiben die Landwirthschaft gleichsam gewerbsmäßig. In
ungeheueren Mengen wird Getreide: Weizen, Korn, Gerste, Hafer nnd Mais erzielt. Korn
gedeiht auch auf geringerem, sandigem Boden, daher wird es besonders stark angebaut und
auch größteutheils auf den Loealmärkten verkauft.
Auch aus den sehr ausgedehnten Weingärten, die sie „Weinberge" nennen, beziehen
die Einwohner ein beträchtliches Einkommen. Diese Weingärten enthalten eine Unzahl
Bäume und sehen von Weitem förmlich wie Waldungen ans, welche vom Beginn des Juni
angefangen, wenn um Körös die Kirschenblüte beginnt, gleichsam bevölkert sind. Den
Bäumen widmet man eine besondere Sorgfalt. In Keeskemet und Nagy-Körös erhält die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch