Seite - 203 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9

203 Anhängern winden. So verhalten sie sich Anfangs zu jeder neuen Idee und sind vielleicht eben deßhalb gerade diejenige», denen die Bürgerclasse vor allen Anderen ihre Aufrecht- erhaltung und Entwicklung verdankt. Das bescheidene, aber mannhafte Pnblienm der Landwirthe, das den« Protzenthnm ebenso abhold, wie der Selbsterniedrignng, seinen Stolz in seine Unabhängigkeit nnd Wohlhabenheit setzt, blickt zwar mit Achtung, aber zuweilen mit einiger Zurückhaltung auf die gebildete „Herren-"Classe, deren Sprechweise und Bildung es sich dennoch anzueignen strebt. Am meisten Ansehen verleihen in seinen Augen Grundbesitz nnd Kapital. Den Mann im langen Nock liebt es nicht, läßt aber doch Trockenmuhlen von Czegled. gern den Sohn zn einem solchen erziehen, einen wenigstens, wenn ihrer^mehrere sind, damit er ein „Anderer" werde, als sein Vater ist. An seinen geschichtlichen Überlieferungen hält es sehr fest. Die ältesten, wesentlichsten und besondersten Eigenthümlichkeiten des magyarischen Nolksthnms finden sich schwerlich in irgend einem Theile des Landes nnvermischter vor, als in der Bevölkerung der „drei Städte". Ihre urwüchsige, durchaus kernige Sprache kennt kanm eine fremde Beimischung. Die Aussprache mit „ö" statt „e", welche einige nngarische Sprachforscher für die ursprüngliche halten, ist hauptsächlich in Keeskemet heimisch. An dieser Art zu sprechen ist der Einwohner von Kecskemet oder Szegedin sofort zu erkennen. Ein nichtnngarifches Wort wird in diesen Städten selten gehört. Ein großer Theil der deutschen Knaben aus Südungarn kommt hierher, um ungarisch zu lernen, und