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versehene Stadt von über 18.000 Einwohnern, zugleich Amtssitz des Jäsz-Nagykun-
Szolnoker Comitates, wie es ja schon zur Zeit der Arpäden Hauptort jenes großen
Szolnoker Comitates war, das sich von der Theiß ab in langer Flucht bis nach Sieben-
bürgen hinüberdehnte. Seine Lage ist besonders für den Handel eine der günstigsten. Es
liegt unterhalb der Zagyva-Mündung am rechten Ufer der Theiß. Seine Thürme fallen
dem Reisenden schon in weiter Ferne auf, aus welcher Richtung immer er herankomme.
Von sieben Seiten laufen da die Eisenbahnen zusammen und aus ebeusovieleu Richtungen
die Landstraßen, wozu dann noch die Theiß als Wasserweg kommt. Sowohl seine große
Bahnstation, als auch seiu Hafen bilden wichtige Verkehrspunkte zwischen der Theißebene
einerseits und der Hauptstadt, sowie einem großen Theile des Oberlandes anderseits.
Unter seinen Eisenbahnen ist die älteste die Szolnok-Czegleder Linie, die schon im Jahre
1847 dem Verkehr übergeben wurde und somit die erste befahrene Strecke der am
1. September dieses Jahres eröffneten Pest-Szolnoker Eisenbahn war. Das Stadtbild
selbst zeigt einen gemischten Charakter: die innere Stadt ist sowohl hinsichtlich der Straßen,
als der Häuser uetter und geordneter, während die äußeren Theile mehr von dörflichem
Anstrich sind. Unter den Kirchen der verschiedenen Bekenntnisse ist die römisch-katholische
Pfarrkirche die bedeutendste; unter den öffentlichen Gebäuden sind die hervorragendsten
das Comitatshans, das Stadthaus, der von einem Park umgebene hübsche Neubau des
staatlichen Obergymnasiums, das am Theißufer steht und ans das Alsöld hinausblickt, das
Franeiscanerkloster und die damit verbundene Töchterschule (früher Obergymuasium),
mehrere Amtsgebäude und einige Schulen. Unter den älteren Gebäuden war einst das
ansehnlichste die starke Festung, von König Ferdinand I. am Beginne der Türkenzeit nach
der Eroberung Ofens (1550) an Stelle der früheren Erdwerke erbaut. Unter den Männern,
die den Plan zu diesem Bau entwarfen, finden wir Stesan Dobö, den späteren Helden
von Erlan. Allein zwei Jahre später wurde auch diese Beste durch das große Türkeuheer
erobert, welches von Temesvär aus, wo es Losonezy besiegt hatte, hier vorüberzog, um
Erlau zu belagern. Die Besatzung, größtentheils aus fremden Söldnern bestehend, wartete
den Sturm gar uicht ab, sondern verweigerte den Gehorsam und ließ den Kommandanten,
Loreuz Nyäry von Bedegh, treulos im Stich, der mit etwa fünfzig Ungarn in der Festung
zurückgeblieben, mit dieser Handvoll Leute die eiudriugeudeu Türken nicht abzuwehren
vermochte und nach heldeumüthigem Kampfe gefangen wnrde (4. September 1552). Von
da an blieb Szolnok 133 Jahre lang dem Halbmond Unterthan, bis endlich im Jahre
1685 seine türkische Besatzung, wie einstens die Söldner Nyarys, vor dem kaiserlichen
General Heißler die Flucht ergriff und so die Festung wieder in christliche Hände fiel.
Später spielte Szolnok noch einmal zur Zeit Räköezys II. als Festung eine Rolle; dann
verfielen die Werke uud verloren alle Bedentnng, bis erst in neuester Zeit die Gegend
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch