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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
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914 In Pötharaszt, Vacs, Szent-Jmre stehen die Mauern noch heute, während in Mike-Buda, Halom, Vatya nur noch zerstreute Backsteine die Stelle bezeichnen, wo vor nicht allzu langer Zeit noch Rinnen sichtbar waren, auderwärts dagegen schon vor dreißig Jahren die letzte Spur der verschollenen Gemeinde dem Boden gleichgemacht wurde. Mitunter hat sich ein Name erhalten, wie „Kirchenhügel" oder „Kirchenfeld", um die Erinnerung an das untergegangene Dorf zu bewahren. Und dies findet sich nicht nnr im Pester Comitat. Auch auf den Pnszten des Besser oder Biharer Comitats, z. B. in Kot, Jräsz, Bnesa, Belmegyer, Dobozmegyer sind die Ruinen der verfallenen Kirchen nnd Klöster noch vorhanden und geschichtliche Urkunden bezeugen, daß an diesen Stellen, welche jetzt Puszten sind, ehemals Städte und Dörfer gestanden. Eine solche verfallene Kirche heißt im Mnnde des Volkes ,pus2w-templom«, was wir des bezeichnenden Ausdruckes wegen mit „Pnsztenkirche" übersetzen wollen, obgleich das Volk darunter eine verödete Kirche versteht, denn ,pus?to,- bedeutet als Beiwort „öde". Und in diesem Sinne von „öde" wird das Wort auch oft in Ortsnamen gebraucht. Pnszta-Kocser, Puszta-Pö, Puszta-Dan-Szent-Miklös, will also besagen: das verödete Dorf Kocsör, oder das verödete Dan-Szent-Miklos. Auch ihre besonderen Grenzmarken hat jede Pnszta, selbst wenn sie das Eigenthnm irgend einer Stadt oder irgend welcher Privaten bildet. Die Pnszta Nyärsapät z. B. grenzt an die Stadt Nagy-Körös und die Felder von Nyärsapät gehören zumeist Bürgern jener Stadt, aber trotzdem bilden Stadt und Pnszta gesonderte Gebiete. Zwischen ihnen verläuft der Greuzraiu, an dem einerseits das Gebiet der Stadt aufhört, anderseits das der Puszta beginnt, obgleich das Feld diesseits und jenseits vielleicht demselben Besitzer gehört. Auch dies bekundet noch, daß die heutige Puszta ehemals eine selbständige Gemeinde gewesen; die Ursache zur Grenzscheidung besteht jetzt nicht mehr, wohl aber die Grenzscheide selbst, als ein Vermächtniß der Vergangenheit. Das Volk selbst drückt diesen Unterschied mit aller Schärfe aus. „Ich gehe auf die Tanya (Gehöft) hinaus", sagt er, wenn die Tanya auf städtischem Gebiet liegt, aber im anderen Falle: „Ich gehe auf die Puszta hinaus." Die Puszten sind meist zur Zeit der türkischen nnd tatarischen Verwüstungen entstanden; der größte Theil uach der Katastrophe bei Mohäes. Als die Türken im Jahre 1529 bis unter die Wälle Ofens vvrdrangen und dann auch das Land zwischen Donan und Theiß durchzogen, da verbrannten sie unterwegs alle Dörfer, die sie gar nicht zu belageru brauchten, da Niemand dieselben vertheidigte; sie schleppten die Blüte der Bevölkerung in die Sclaverei, zersprengten den Rest nach allen Richtungen und ließen unbewohnte Einöden hinter sich. Bis auf den heutigen Tag ist ein großer Theil dieser Dörfer nicht wieder aufgebaut worden und daher rührt es, daß auch jetzt die bedeutendsten und ausgedehntesten Puszten sich im Lande zwischen Donau und Theiß befiudeu. Herren
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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