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Und auch in jenen Epochen, in welche das Licht der Geschichte hineindringt, finden
wir fortwährend den Menschen in diesen Gegenden. Hier führte der Weg der Eroberer
durch. Von Norden nach Süden boten die sanft geneigten Abhänge des Cserhät einen
leichten Übergang. Bei der großen Völkerwanderung zogen fast alle in Bewegung
gerathenen Stämme hier durch, dem heißersehnten Süden zu. Diejenigen, die stark genug
waren, das Land zu vertheidigen, nahmen es in Besitz. Vor der Römerzeit finden wir da
zwischen Donau und Theiß die Jazygeu, und zwar iu Städten angesiedelt, deren Namen
und Gedächtniß uns Ptolemäus bewahrt hat. Hier schlugen die Krieger Attilas ihre Zelte
auf und der Abgesandte des griechischen Kaisers fand den Hof des Hunnenkönigs am rechten
Ufer der Theiß. Die Avareu und Ostgothen hatten diese Gegenden durch längere Zeit inne.
Die magyarischen Einwanderer fanden daselbst das Volk Zaläns vor, das sie sich in einer
entscheidenden Schlacht unterwarfen. Die scythischen Krieger vermischten sich mit deu hier
vorgefundenen Völkerschaften. Dann, noch unter den Königen aus dem Hause Ärpäds,
ließen sich Petschenegen und Kumauen in großer Zahl auf dem Landstrich nieder, den der
Tatarenzug entvölkert hatte. Später fanden daselbst Griechen, Serben, Dalmatiner feste
Wohnsitze. Nach dem Niedergang der Türkenzeit aber bevölkerte sich die von Einwohnern
völlig entblößte Gegend sozusagen ganz neu mit Scharen, die, man kann wohl sagen, aus
allen vier Weltgegenden dahinströmten.
Durch die Kriege, die um den Besitz des Landes geführt wurden, hat die Umgebung
der Hauptstadt am meisten gelitten; ungefähr alle zweihundert Jahre einmal wurde ihre
Bevölkerung gänzlich ausgerottet, aber eine neue siedelte sich an und diese Ansiedler blieben
immer Magyaren, oder wurden zn Magyaren.
Diese Erfahrung machen wir auch bei Gelegenheit der letzten großen Besiedelnng,
obgleich diese durchgreifender war als die übrigen. In der Zeit nach der Türkenherrschaft
war das ganze Zwischenland der Donau und Theiß eine wüste Einöde. Alte Städte waren
verheert und in den noch vorhandenen irrten nur wenige Bewohner umher. Bei der
Steuereonseription im Jahre 1690 betrug auf dem ganzen Gebiete des Comitats Pest-
Pilis-Solt die Zahl der Anwesen 39 ' /z , . I n jenem Theile des Comitats, der am rechten
Ufer der Donau liegt (im gefammten alten Comitate Pilis) wurden, obgleich derselbe
verhältuißmäßig mehr geschont worden war, nur die folgenden Ortschaften mit wenigen
Einwohnern conferibirt: „die Stadt Ofen mit etlichen neuen Einwohnern; Zsambek, wo
etliche ungarische Soldaten sind; Vörösvär, wo der Postmeister wohnt nebst etlichen
Einwohnern; Tököly, Beese, Bia, Tök, Päty, Altofen, Kaläz, Pomäz, Szent-Endre,
Pöes-Megyer, Mouostor, Tötfalu und Bogdan". Dtigegeu waren verlassen uud standen
unbewohnt: Török-Bälint, Torbägy, Bndaörs, Szölös,Jenö, Hideg-Kut, Bekäs-Megyer,
Üröm, Tiuuye, Solymär u. s. w., u. s. w.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch