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er Nutzen davon; dafür waren die Knmanen Manns genng. Ihr stilles oder lautes
Murren, ihre häufige Bittstellerei und ihr mächtiger Beschützer, der Palatin, der ja auch
selbst die Schmüleruug seiner Rechte durch die nenen Zustande spürte, führten endlich zum
erwarteten Resultate. Es wurde den Kumanen erlaubt, ihre Frohulasteu abzulösen, was
sie auch, für Mensch und Grnnd zusammen, um den Preis von mehr als einer halben
Million Gulden thaten; mit den neu erkauften Privilegien zugleich trat auch die militärische
Dienstpflicht wieder in Kraft, derznfolge sie für den damaligen preußischen Feldzug sofort
tausend Reiter zur Verfügung stellten. Dies geschah im Jahre 1745, unter der Regierung
Maria Theresias, oder, wie der Kumauier zu sagen pflegt: „Ihrer Majestät, Maria
Theresia". Die Ablösungssumme wurde auf die 25 kumanischen Gemeinden im Verhältniß
ihres Flächenranmes vertheilt; auf die größeren, wie Jäszbereny, Halas, Karezag,
Knn-Szent-Miklös fielen 40.000 bis 65.000 Gulden. Die Gemeindebehörden aber
veranlaßten oder zwangen die einzelnen Bewohner, die Theilsummen der Ablösung den
Grundstücken entsprechend, die sie besaßen oder besitzen wollten, zu entrichten. Wo die
Bevölkerung spärlich war, wurden auch Fremde geru ausgenommen. Aber obwohl Viele
znr Bezahlung gezwungen werden mußten und mau daher Leute, die sich zur Entrichtung
bedeutenderer Ablösungssummen erboten, mit offenen Armen aufnahm, wurde deunoch auch
dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wuchsen, und es war ein Maximnm
bestimmt, über das hinaus Niemand ablösen durfte. Auf diese Art blieb Jazygo-Kumauieu
in socialer Hinsicht, was es gewesen: reine Plebejer, so ungefähr im römischen Sinne,
mit einigem patrizischen Element gemischt, das sich durch Seuatoreuwürde oder andere
Gemeindeämter den „Wohlgeboren"- (nem?ews-) Titel erwarb und ihn auf seine Nach-
kommen vererbte. Was den Adel anbetrifft, war Jedermann adelig genug, aber ohne
politisches Gewicht. Eine Aristokratie erzieht sich das Volk selbst, wie wir weiterhin sehen
werden. Von Magnaten kennt es nur einen: den „Oberkapitän", der nie aus seinem
Blute stammt und über dem der wirkliche Oberkapitän, der Palatin steht. Und auch von
Palatinen wird nur ein einziger leben, solange es Jazygo-Knmanen auf der Welt gibt:
der Palatin Josef. Er war nicht nur Graf, Gespan, Oberkapitän der Jazygo-Knmanen,
sondern ihr Oberpatriarch, dessen Andenken jeder Knmane, vom ersten Beamten bis znm
letzten Rinderhirten auf der Pnszta, mit bewunderungswürdiger Pietät bewahrt. Sein
Geist drang fünfzig Jahre lang durch die Hauptkanäle der Centralverwaltnng hinab in
die städtische« Magistrate, in die allerletzten Verzweigungen der Verwaltung und des
öffentlichen Lebens, bis zu den Puszteurichteru hinab. Unter der liebevollen Sorgfalt
seiner Amtswaltnng konnte die Lage der Jazygo-Kumaneu gar keine andere sein als eine
friedliche, rnhige, glückliche. Und was wäre natürlicher, als daß das Volk die verehrte
Gestalt gleichsam verallgemeinert hat?
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch