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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
Seite - 245 -
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245 Gebiet für sich zu retten gewußt. Es gibt da, besonders in Klein-Knmanien, Gemeinden, deren Flächenraum 400 bis 600 Quadrat-Kilometer beträgt, so daß auf jeden Bewohner, selbst auf deu Säugling 6 bis 7 Joch Land entfallen. Da die Ablösungssumme des Gesammt- gebietes nach Maßgabe der im Besitz Einzelner befindlichen oder von ihnen in Besitz zu nehmenden Äcker ausgeworfen wurde, — mit ungefähr fünf Gulden auf das Katastraljoch — so dienen bei den Jazygo-Kumanen auch jetzt die in dem ursprünglichen Ablösungsbetrag genannten Gulden als Maß der Äcker. „Eine Redemtion von hundert Gulden" bedeutet ungefähr 20 Katastraljoch Ackerland mit den dazu gehörigen „kleinen Feldern", Wiesen, Röhricht nnd Weideantheilen. Im Erbfalle fielen diese Immobilien dem directen Mannes- stamme oder männlichen Seitenzweige zu, der. aber verpflichtet war, die weibliche Linie durch eine nach dem ursprünglichen Ablösungsbetrag der Immobilien berechnete Quote zu entschädigen. Bei einer Redemtion von 100 Gulden z. B., welche heutzutage in manchen Gegenden 10.000 Gnlden werth ist, entschädigte der einzige männliche Erbe die drei weiblichen Erben mit je 25 Gulden; das von den Eltern Erworbene jedoch, sowie beweg- liches Gnt und Capitalien wurden gleichmäßig getheilt. Daher trachteten die Eltern, nicht ihren Grundbesitz, sondern Viehstand und Capital zu mehren, ihre Töchter zu versorgen. Und in der That vergrößerte der Knmane seinen Grund und Boden nur, um seine Vieh- zucht zu steigern; er säte, wie seine Vorfahren, nicht mehr, als sein Hausbedarf erforderte. Alle anderweitigen Bedürfnisse bestritt dieses leichtlebigste Völkchen Ungarns mittelst seiner Viehzucht. Aber wie sehr es auch in die Welt hineinlebte, es verweichlichte sich nicht. Schon Otrokoesi, vor zweihundert Jahren, kennt es als die stärksten Arbeiter, besten Schnitter und auch jetzt gehört die Ausdauer bei schwerer Arbeit zu seinen größten Vorzügen. Ein schönes, abgehärtetes Volk, besonders der Groß-Kumane und noch mehr der Jazyge. Der Groß-Kumane ist hochgewachsen, mit weißem, eirundem Gesicht, der Jazyge ist eine noch hochstämmigere uud breitschulterigere Race, braun, maudelängig, laughalsig, mit vielen auffallenden Schönheiten unter den Frauen, die noch gehoben werden durch die fchmncke, zuweilen überreiche Tracht. Der Klein-Knmane ist mittel- groß, untersetzt, braun, an vielen Orten stark braun, zum Tatarische» neigend; sein kurzer Kopf ist rund, seine scharfen Augen sind schwarz, die dünne Nase neigt zur Krümmung, der Schnitt des Mnndes ist schön, die Backenknochen stehen etwas hervor, das Kinn ist rundlich, der Hals stark und dick, der Stamm gedrungen, die Extremitäten mnsknlös, aber regelmäßig. In einer ganzen Stadt findet man kaum vereinzelt einen wirklich blonden Kopf. Der Groß-Kumane und der Jazyge sind ernsthaft, der letztere beinahe würdevoll; der Klein-Kumane ist lebhafter, für Hnmor empfänglicher, was leicht zn erklären theils durch feiuen gemischteu Ursprung, theils dadnrch, daß er von den Dreien das leichteste Leben führt; freilich ist er auch der ärmste, aber er hat auch die zahlreichste
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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