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Comitate einverleibt gewesen, wurde nun auch jurisdictionell demselben incorporirt. Die
beiden anderen Theile (Jazygieu und Groß-Kumanien) vereinigten sich mit dem einstige»
Außer-Szoluok zu einer uenen Jurisdietiou (Jasz-Nagykuu-Szolnok — dem jazygo-
kumauischen Humor ein „Mußeoiuitat"), und so wurde der Dreier-Distnct, der übrigens
auch bis dahin nicht durch natürliche Grenzen, sondern durch die Bande der gemeinsamen
Vergangenheit nnd gemeinsamen Institutionen zusammengehalten worden, zerstückelt.
Übrigens war, so lange nicht diese neue Eintheilnng vorgenommen wnrde, der District
Jazygo-Kumanien das sprachlich reinste magyarische Gebiet. Und eben darnm darf es in
Frage gestellt werden, ob der Kumane jemals eine eigene Sprache gehabt hat, was von
einer Seite behauptet wird, die Kumanen aber einhellig leugnen. Denn wenn er eine
gehabt hat, wie will man es erklären, daß ein so zahlreicher Volksstamm, der Jahr-
hunderte laug mit Ausschluß jedes fremden Elementes nuter seinen Häuptliugeu ein
Wander- und Kriegerleben führte und schließlich angesiedelt in einer Gruppe beisammen
lebte, auch seine Institutionen — rein formelle Dinge — bis ans Ende vertheidigte und
zuletzt in deren Vertheidigung als schwächerer Theil dennoch Sieger blieb, gerade auf seiue
eigene Sprache verzichtet habeu soll, so verzichtet, daß davon kein Wort, keine Redensart, keine
syntaktische Eigenthümlichkeit erhalten blieb, während es eine fremde, wenn auch verwandte
Sprache sich so habe aneignen können, daß gerade sein Sprachgebrauch iu allen drei
Zweigen sich zu fast typischem Range erhob. Und alles dies in Ungarn, wo so manches
fremdsprachige Dörfchen, selbst in unabsehbares Magyarenthnm eingekeilt, Jahrhunderte
lang seine slavische oder deutsche Sprache sich erhalten kann! Wie immer es um die Sache
gestanden, so viel ist sicher — und dies beweist sein uraltes Magyarenthum — daß, so wie
jetzt, auch schon im Jahrhundert seiner Einwanderung seiue Ortsname» zahlreich die
Wörter .sxüllns", „ülvs-, (Herberge, Sitz. Stuhl, Kirche) aufweisen,
welche aber reine altmagyarische Wörter sind.
Die Aussprache in den drei Districten hat drei besondere Schattirnugeu, welche
besonders iu den Veränderungen des Lautes auffallen. Der Jazyge liebt ein mittleres
e (e) und mittleres a (ä), und desgleichen die jazygischen Schwärme in Klein-Kumanien.
Der Groß-Kumane spitzt das ö stark zu, an manchen Orten bis zum i, er kommt übrigens
der literarischen Aussprache nahe. Der Klein-Knmane liebt das ö. Der Jazyge zwischen
Keeskemet, Halas und Szegedin, der Groß-Knmane in der tiefsten Bäeska, haben im Lanfe
von anderthalbhnndert Jahren keine Lantschattirnng verloren, wie sollten sie ihre ganze
Sprache eingebüßt haben?
Ihrer Religion nach sind die Jazygen römisch-katholisch, nicht nur auf ihrem eigenen
Gebiete, souderu auch in ihren auf kumanischem Gebiet befindliche» Coloilien, mit
Ausnahme von Jäsz-Kiser, dessen Sprechweise sich groß-kuma»isch anhört. Die Groß- und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Band 9
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (2)
- Band
- 9
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.56 x 21.98 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch